Polens Autofahrer haben wieder mal bewiesen, wie toll sie ihre Autos beherrschen. Denn tollwütig waren sie unterwegs am verlängerten Allerheiligen-Wochenende. Bei der Aktion „Grablicht“ verzeichnete die Polizei eine erschreckend hohe Anzahl an Toten und Verletzten.
Aktion „Grabmal“
Jedes Jahr an Allerheiligen fahren Millionen Polen zu den Gräbern ihrer Familien, Verwandten und Freunden. Das Verkehrsaufkommen steigt ins Unermessliche, die Zufahrtsstrassen zu den Friedhöfen werden gesperrt und die Polizei erhöht ihre Präsenz, damit Polens Verkehr nicht in einem Chaos endet.
Die Aktion „Grablicht“ (poln. Znicz) stellt einige gute Tausend Polizisten in höchste Bereitschaft. Es geht darum, die gefährlichsten Autofahrer aus dem Verkehr zu ziehen und den Friedhofsbesuchern eine geordnete und sichere Feierlichkeit zu gewährleisten. Die Aktion dauerte dieses Jahr von Freitag bis Mittwoch Abend.
Die Statistik
Obwohl es im Vergleich zum Jahr 2015 weniger Unfälle und Tote gab, sind die offiziellen Statistiken alles andere als ermunternd. 428 Unfälle, 39 Tote und 531 Verletzte. Jeder elfte Unfall endete mit dem Tod des Fahrers. Letztes Jahr war es jeder achte.
Es wurden zudem 1197 alkoholisierte Autofahrer angehalten. Letztes Jahr waren es 1337. Der Polizeisprecher nennt das einen Erfolg der Aufrufe und der Aufklärung in den Medien in den letzten Wochen und Monaten.
Der direkte Vergleich
Da in anderen Ländern an Feiertagen keine gesonderten Statistiken geführt werden, bleibt nur die Jahresstatistik. Beim direkten Ländervergleich in Europa steht Polen sehr schlecht da. 2015 starben in Deutschland 3459 Menschen. Das sind 43 Tote je 1 Million Einwohner. In den Niederlanden waren es 28, in Italien 56 und Griechenland 74. In Polen waren es 77. Nur in Litauen, Lettland, Kroatien, Rumänien und Bulgarien war es wesentlich schlimmer. Insgesamt sind auf den Strassen der gesamten EU 26.000 Menschen ums Leben gekommen. Am sichersten ist es auf Autobahnen, wo nur 7 Prozent der Opfer zu verzeichnen sind.
Wie können wir alle überleben?
Die Verkehrstoten in Polen werden immer weniger. 1994 gab es bei 10 Millionen registrierten Kraftfahrzeugen 6744 Verkehrstote. Heute fahren schon über 26 Millionen Fahrzeuge auf Polens Strassen. Es liegt eine deutliche Verbesserung vor, was natürlich nicht heißt, dass man jetzt nachlassen darf. Es gibt noch viel zu tun, damit man in Ruhe und sicher von A nach B kommt. Vor allem müssen die Polen an sich selbst arbeiten und aufhören mit dem Glauben, dass der Stärkere automatisch mehr Rechte hat. Es ist dringend notwendig, dass man vorausschauend fährt, die Fahrradfahrer und Fußgänger „sieht“ und dass der Stärkere und Grössere eine viel höhere Verantwortung trägt gegenüber dem kleineren Gefährt. Mit Strafen und Kontrollen wird man dieses Ziel nicht erreichen. Das nämlich fängt schon in der Kinderstube an und muss dort vor der Führerscheinprüfung verinnerlicht und gelebt werden.
Bild: Powazaki Friedhof // (cc) Lukas Plewnia / polen-heute.de [CC BY-SA 2.0] / Flickr