Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik, hat in der letzten Woche mit seiner Aussage eine heftige Diskussion hervorgerufen. Laut dieser seien die Ursachen des Kindesmissbrauchs in den ungesunden Beziehungen zwischen den Eltern zu finden. Diese Worte hat der Erzbischof sofort zurückgenommen und behauptet, missverstanden worden zu sein. Nun ergreift er wieder das Wort zu diesem Thema.
Gestern ist Bischof Michalik nach Breslau gekommen, um an den Feierlichkeiten anlässlich des 90. Geburtstags von Kardinal Henryk Gulbinowicz teilzunehmen. Während des Gottesdienstes im Breslauer Dom hielt er eine Predigt, in der er wieder die Pädophilie – nicht nur unter Priestern – angesprochen hat.
Michalik erwähnte, dass der Kindesmissbrauch in der letzten Zeit sehr oft diskutiert werde und dies auch richtig sei. Was aber an diesen Auseinandersetzungen mit dem Thema fehle, seien die Fragen nach den Ursachen. Dabei wies der Geistliche wieder auf den Mangel der Liebe von den sich scheidenden Eltern hin, aber auch auf Feministinnen, die gegen das traditionelle Familienmodell kämpften, sowie die Gender-Ideologie und Pornographie. Laut dem Erzbischof wolle niemand der Werbung der falschen, egoistischen Liebe zwischen den Menschen und der in allen Medien gegenwärtigen Pornographie entgegenwirken. Darüber hinaus würde bei den Kindern heutzutage so früh wie möglich das Schamgefühl ausgelöscht und ihnen die leiblichen Vergnügen beigebracht.
Kirche verteidigt, Opfer beschuldigt
Auch in diesem Fall wurden die Worte Michaliks zahlreich kommentiert. Der Sprecher der Polnischen Bischofskonferenz, Priester Jozef Kloch, sagte heute, dass Erzbischof Michalik in seiner Predigt nicht den Kindesmissbrauch rechtfertigt, sondern nur über die Faktoren, die das Risiko erhöhen, gesprochen habe. Auf die Frage, was er persönlich von der Predigt halte, hat der Pressesprecher nicht geantwortet.
In einem Fernsehinterview ergriff diesmal auch ein Opfer des Kindermissbrauchs das Wort, Agata Baraniecka-Klos. Sie wurde als siebenjähriges Mädchen von einem Pädophilen missbraucht, heute ist sie Vorsitzende der Stiftung „Stopp der Verjährung“. Sie sagte, sie habe die Worte des Erzbischofs sehr persönlich genommen und sie hätten ihr als Opfer sehr weh getan. Sie betonte, Kinder seien nie an dem Missbrauch schuld und sie selber habe sich als Kind nicht verloren gefühlt und nach gar nichts gesucht – schuldig seien immer die Kinderschänder. Ihre Aussage wollte sie aber nicht als Attacke auf die katholische Kirche verstanden wissen. Es sei eine Aufforderung gewesen, gegen alle Pädophilie anzukämpfen – die in den Soutanen, aber auch die in den Anzügen, Richterroben oder mit der Kreide an der Tafel.