Polen ist schon seit Jahren in der Spitze der EU-Länder, in denen die Fußgänger am meisten durch andere Verkehrsteilnehmer, überwiegende PKWs, gefährdet sind. Anstatt mehr für die Sicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmer zu unternehmen, dreht Grünberg den Spieß um.
Schon seit Jahren ist Polen ein EU-Land, in dem Fußgänger am meisten gefährdet sind. Auch wenn die Zahlen rückläufig sind, sterben noch immer rund 1.000 Fußgänger jährlich auf polnischen Straßen und das, obwohl auch durch EU-Mittel in den letzten Jahren enorme Fortschritten in der Verkehrsinfrastruktur erreicht wurden.
Doch die Realität bleibt trist. Die Strafen für Autofahrer bleiben mit max. 250 Euro auch für polnische Verhältnisse eher gering und mit einem sofortigen Führerscheinverlust muss der Verkehrssünder nur rechnen, wenn er mehr als 50 km zu schnell in geschlossenen Ortschaften unterwegs ist. Kaum jemanden dürfte es da verwundern, dass besonders viele Unfälle auf Zebrastreifen entstehen. Kaum ein Autofahrer hält sich an das Vorrecht des Fußgängers, hier die Straße als ersten überqueren zu dürfen. Auch wenn die Polizei in der Nähe ist, nehmen viele Autofahrer kaum Rücksicht auf Fußgänger.
Ein aktueller Fall aus Grünberg (Zielona Gora, an der Grenze zu Deutschland) zeigt, wie die Polen sowie die polnische Polizei und Verwaltung zu diesem Thema stehen. Wie heute überregionale Medien berichteten, führt die Stadtverwaltung auf Antrag der örtlichen Polizei großflächige Warntexte auf Zebrastreifen ein. Diese sind nicht etwa für die Autofahrer, sondern für die Fußgänger gedacht. Dort steht an den Zebrastreifen seit neustem zwischen den weißen Streifen mit weißer Farbe geschrieben: „Schaue nach links und schaue nach rechts“.
Damit möchte man noch mehr Unfälle auf Zebrastreifen vermeiden. Doch die Sorgfaltspflicht wird umgedreht, nun ist es der Fußgänger, der auf die Fahrzeuge aufpassen muss und nicht umgekehrt. Das könnte die Situation weiter verschärfen und nicht verbessern.
Polnische Straße // (cc) Lukas Plewnia [CC BY-SA 2.0] / polen-heute.de/Flickr