Kein Handel mehr am Sonntag

Obwohl in Polen die meisten Christen leben und das Land als streng katholisch gilt, ist es eines der wenigen europäischen Länder, wo man am Sonntag einkaufen gehen kann. Dies kann sich allerdings bald ändern. Im polnischen Parlament wird nämlich an einem Gesetz gearbeitet, das den Handel an den Sonntagen verbieten oder beschränken soll.

Mateusz MorawieckiDie Meinungen in der polnischen Gesellschaft sind geteilt. Einerseits wird argumentiert, dass die polnsiche Wirtschaft gebremst und beeinträchtigt wird. Schlielich haben viele erst am Wochenende Zeit, einkaufen zu gehen, Geld auszugeben und somit die Wirtschaft zu beschleunigen. Andererseits wird die Meinung vertreten, dass der Sonntag für die Christen ein heiliger Tag ist – schließlich hat Gott selber am siebten Tag geruht. Darüber hinaus sollen die Polen – nicht nur die gläubigen – eine Gelegenheit haben – egal, ob es sich um den Verkäufer oder den Verbraucher handelt – den Tag mit der Familie zu verbringen.

Das Projekt wird von den Regierungsmitgliedern unterstützt. Der Entwicklungsminister und Vizepremierminister Mateusz Morawiecki betonte, dass Polen eines der letzten Länder in der Europäischen Union sei, wo die Frage des Handels sonntags überhaupt nicht geregelt ist. Er möchte aber, dass Polen auch zu den Ländern zählt, wo die familiären Werte berücksichtigt und geschätzt werden würden. Gleichzeitig versichert Morawiecki, dass die Wirtschaft dadurch nicht beeinträchtigt wird.

Henryk Kowalczyk – der Vorsitzende des Ständigen Regierungskomitees – ein Hilfsorgans der Regierung – sagte allerdings, dass der Gesetzesentwurf in seiner jetzigen Form einige Korrekturen benötige. In dem Projekt seien nämlich unter anderem Haftstrafen vorgesehen. Diese seien laut Kowalczyk zu streng. Der Finanzminister Pawel Szalamacha schlägt dagegen vor, dass der Handelsverbot erstmal für zwei Jahre und nur an jedem ersten Sonntag des Monats eingeführt wird, um die Reaktionen und Folgen zu beobachten und zu anlysieren.

Der Gesetzesentwurf ist am letzten Freitag auf Initiative von Gewerkschaft Solidarnosc und mehrere kleinere katholische und rechte Organisationen ins Gespräch gekommen.

Bild: Mateusz Morawiecki // (cc) KPRM [Public Domain Mark 1.0] / Flickr