In Posen fand heute der neunte Gleichheitsmarsch statt. Rund 200 LGBT demonstrierten für ihre Rechte. Gleichzeitig trafen sich Katholiken in Bydgoszcz. Auf der von PiS organisierten Veranstaltungen wurde gegen die „Atheisierung Polens“ mobilisiert. Ein Priester verglich den Atheismus sogar mit dem Nazismus.
In Posen fand heute der neunte Gleichheitsmarsch statt. Rund 200 Schwule, Lesben, Transsexuelle und Sympathisanten marschierten durch die Stadt. Es kam zu keinerlei Auseinandersetzungen mit Gegendemonstranten, etwa 70 Polizisten hatten die Kundgebung abgesichert.
Der Marsch steht im Gegensatz zu den Ereignissen in Warschau am Unabhängigkeitstag. Vor fünf Tagen hatten Rechtsradikale den bunten Regenbogen, das sie für ein Symbol der Toleranz gegenüber LGBT hielten, am Warschauer Platz des Heilands in Flammen gesetzt.
Kongress der Katholiken
Zeitgleich mit dem Gleichheitsmarsch hat der Sejmabgeordnete Bartosz Kownacki (Recht und Gerechtigkeit, PiS) heute in Bydgoszcz zum Kongress der Katholiken eingeladen. Unter dem Titel „Atheisierung stoppen“ (Stop ateizacja) trafen sich PiS-Anhänger und Tiefgläubige in der Basilika der Stadt rund 100 Kilometer nordöstlich von Posen.
Wie die Gazeta Wyborcza vermeldet, war der Star der Veranstaltung Priester Dariusz Oko. Der Dozent der Päpstlichen Universität zu Krakau sieht in Atheisten die „größten Verbrecher der Welt“. Nach Stalinismus und Nazismus würden sie jetzt mit „Gender“ eine neue mörderische Ideologie verbreiten. Während der von PiS organisierten Veranstaltung wurde auch gegen die regierende Bürgerplattform (PO) gewettert. Die Regierung bestehe aus „Betrügern und Lügnern“, so der PiS-Abgeordnete Lukasz Zbonikowski, der dafür viel Applaus erntete.
Der Kongress der Katholiken ist ein erster Schritt der Sejmgruppe „Bekämpfung der Atheisierung“ in die Öffentlichkeit. Unterstützung erhält sie von ultrakatholischen Gruppierungen und dem Medienimperium des Radio-Maryja-Gründers Tadeusz Rydzyk.
Korrektur: Im Originalartikel wurde der bunte Regenbogen am Platz des Heilands ein Symbol für LGBT genannt. Tatsächlich ist die Botschaft des Bogens nicht eindeutig, die Künstlerin verwehrt sich gegen einseitige Interpretationen. Die Installation wurde ursprünglich zur polnischen Ratspräsidentschaft geschaffen und stand schon an unterschiedlichen Orten. Doch am Platz des Heilands vor der Kirche des Heiligsten Heilands in Warschau erregt er besonderen Widerwillen von nationalistischer und radikalklerikaler Seite.