Es ist eine lange Odyssee, auf der Adam Darski – Pseudonym Nergal – sich nun schon befindet. Im Jahr 2007 hat der Sänger der weltweit bekannten polnischen Death Metal-Gruppe Behemoth in Gdingen bei einem Konzert ein Exemplar der Bibel zerrissen. Dabei bezeichnete er die katholische Kirche als „mörderischste Sekte auf der Welt“ – die losen Blätter der Bibel warf er daraufhin ins Publikum und rief heraus: „Fresst die Sch****“.
2010 sah der ehemalige Parlamentsabgeordnete und jetzige Vorsitzende des „Allpolnischen Komitees zur Verteidigung gegen Sekten“ Ryszard Nowak eine illegal aufgezeichnete Aufnahme der Bibel-Zerreißung im Internet und zeigte Darski an wegen Verletzung religiöser Gefühle und persönlicher Güter. Parlamentarier der rechtsklerikalen Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) schlossen sich dem an.
2011 gewann Darski in erster Instanz; das Gericht stellte fest, dass der Auftritt eine Form künstlerischen Ausdrucks war und sich außerdem an einen geschlossenen Personenkreis richtete. Das Oberste Gericht in Polen verwies den Fall jedoch zur erneuten Verhandlung, da religiöse Gefühle auch verletzt seien, wenn das Bewusstsein bestehe, dass andere Menschen verletzt werden könnten. Im Januar 2013 wurde der Fall erneut aufgerollt.
Das Urteil
Heute nun ist das Urteil gesprochen worden – Darski wurde freigesprochen. Das Gericht stellte fest, dass sich der Sänger der Gefahr ausgesetzt habe, religiöse Gefühle der Teilnehmer des Konzerts zu verletzen. Er könne jedoch nicht angenommen haben, dass er religiöse Gefühle anderer Menschen verletze, da die Aufzeichnung des Konzerts verboten war. Damit konnte eine Strafe von ca. 1.250 Euro abgewendet werden – für die Verletzung religiöser Gefühle sieht das polnische Strafgesetzbuch bis zu zwei Jahre Gefängnis vor.
Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig; Ryszard Nowak kündigte bereits an in Berufung gehen zu wollen. Darski zeigte sich vom Urteil erfreut, möchte aber abwarten, bis das Urteil rechtskräftig ist. Ein Ende des Streits um die Verletzung religiöser Gefühle ist somit noch nicht abzusehen.