„Niemand schenkte den Polen die Freiheit“

Präsident Duda erweist den Polnischen Legionen seine Reverenz. Anlass ist der 100. Jahrestag der Schlacht von Kostiuchnowka.

Polnische FlaggeBei der Feierstunde auf dem Legionsfriedhof im „Polnischen Wald“ in der heutigen Ukraine, wo mehr als 100 Legionäre bestattet liegen, nahmen unter anderem Vertreter der beiden Kammern der Nationalversammlung, des Verteidigungsministeriums sowie Nachfahren der Kombattanten, Veteranen des Zweiten Weltkriegs, Pfadfinder und lokale ukrainische Gäste teil. Erstmals seit 1939 wurde die Zeremonie auch wieder von der Ehrenkompanie der polnischen Armee begleitet, die an den Gräbern Salutschüsse abgab. In seiner Predigt während der Eröffnungsmesse würdigte Militärbischof Jozef Guzdek die größte von den Polnischen Legionen geschlagene Schlacht als Teil des Kampfes für die nationale Freiheit und Unabhängigkeit – verbunden mit dem Appell, für den Frieden in einer Welt zu beten, die sich „stückweise“ in Richtung eines dritten Weltkriegs bewege.

In einem Schreiben des Staatspräsidenten, das beim Festakt verlesen wurde, betonte Andrzej Duda darüber hinaus, dass die Freiheit den Polen nicht einfach in den Schoss gefallen sei, sondern mit der Waffe in der Hand hätte erkämpft werden müssen und einen hohen Blutzoll gefordert hätte. Die Tapferkeit der Legionäre habe dazu geführt, dass die Unabhängigkeit Polens nach langer Zeit wieder auf die internationale Tagesordnung gesetzt wurde. Den Bogen zu den an der Zeremonie beteiligten Institutionen schlagend, bezeichnete er die Legionen als Keimzelle einer starken Armee, die das Pfadfinderethos in Form des bewaffneten Unabhängigkeitskampfes auf natürliche Weise fortgeschrieben hätte. Kulturminister Piotr Glinski erinnerte in seinem Beitrag an die Dichter und weiteren bedeutenden Repräsentanten der polnischen Kultur, die zum einen das Gedenken an die Kämpfer wach hielten, zum anderen aber während der Weltkriege und des Polnisch-Sowjetischen Kriegs auch selbst in den Reihen der Legionen bzw. der polnischen Armee mitkämpften und starben.

Nach der Messe und einem ökumenischen Gebet für die Seelen aller gefallenen Soldaten wurde den Vertretern des Dialogzentrums in Kostiuchnowka die Medaille „Pro Patria“ für ihre Arbeit zur Erinnerung an die Tradition des Unabhängigkeitskampfes verliehen. Der Gedenkappell galt im Übrigen auch dem ehemaligen Präsident Lech Kaczynski und den anderen Opfern des Flugzeugabsturzes von Smolensk.

In der Schlacht von Kostiuchnowka, die zu Beginn der Brussilowoffensive stattfand, standen sich vom 4.-6. Juli 1916 zwischen 5.500 und 7.300 polnische Legionäre und 13.000 russische Soldaten gegenüber. Am Ende waren die Truppen der Mittelmächte zum Rückzug gezwungen, der von den Polen gedeckt wurde; deren Verluste (Tote, Verwundete und Vermisste) werden mit ungefähr 2.000 beziffert.

Bild: polnische Flagge // (cc) Lukas Plewnia / polen-heute.de [CC BY-SA 2.0] / Flickr