Gesundheitsdienste, Soldaten und Feuerwehrleute kämpfen derzeit gegen die Auswirkungen einer Umweltkatastrophe in Polen, die sich an der Oder ereignet. Die Ursachen für die Vergiftung des Flusses sind noch nicht geklärt, und auch die Verursacher dieser Katastrophe sind noch nicht gefasst worden.
Seit mehreren Tagen werden tote Fische aus der Oder in Polen gefischt. Soldaten und Feuerwehrleute transportieren tonnenweise bereits verweste, tote Fische ab, die dann entsorgt werden.
Es kommen jedoch jeden Tag mehr an Land, da weiterhin größere Exemplare im Flussbett liegen. Der Gewässerreinigungsdienst berichtet, dass dies noch mehrere Tage andauern könnte.
Hätte die Katastrophe verhindert werden können?
Der Alarm, dass in der Oder etwas Besorgniserregendes vor sich geht, war schon viel früher ausgelöst worden. Im Juli berichteten Anwohner von Ufergebieten und Angler, dass an den Ufern tote Fische, tote Vögel und Biber aufgetaucht waren.
Daraufhin begannen Fachleute, das Wasser zu untersuchen, aber die Angelegenheit wurde nicht als prioritär eingestuft.
Auf die Frage, ob es möglich sei in der Oder zu baden, antwortete der stellvertretende Infrastrukturminister Grzegorz Witkowski vor laufenden Kameras, dass dies durchaus ginge und er selbst jederzeit darin baden könne.
Badeverbot in der Oder
Nachdem große Mengen toter Fische am Ufer der Oder aufgetaucht waren, begannen die polnischen Medien über hohe Quecksilberwerte im Wasser zu berichten.
In den Wojewodschaften Westpommern, Lubuskie und Niederschlesien wurde ein totales Badeverbot für die Oder verhängt. Das Sicherheitszentrum der Regierung hat an alle Einwohner Warnmeldungen verschickt.
Quecksilber ist nicht die Ursache für die Katastrophe
Die Ministerin für Klima und Umwelt, Anna Moskwa, teilte am 13. August in einem Twitter-Post mit, dass das Staatliche Veterinärinstitut nach Tests Schwermetalle als Ursache für das Fischsterben in der Oder ausschließen konnte.
Das Staatliche Veterinäramt untersuchte sieben Fischarten im Fluss sowie zahlreiche Wasserproben, die zu diesem Zweck an verschiedenen Stellen entnommen wurden.
Auch die Ergebnisse der auf deutscher Seite durchgeführten Wassertests schließen Quecksilber als Ursache für das Fischsterben aus.
Hoher Salzgehalt als Ursache der Katastrophe
Eine umfassende toxikologische Studie ist noch im Gange. Nach Ansicht von Ministerin Anna Moskau könnte der hohe Salzgehalt des Flusses andere giftige Stoffe im Wasser oder im Bodensediment aktiviert und so zu der Katastrophe geführt haben.
Parallel dazu wird auch an der Bewertung des Ausmaßes der Umweltschäden gearbeitet. Die Generaldirektion für Umweltschutz sowie die Polizei und die Staatsanwaltschaft ermitteln in diesem Fall.
Erste Rücktritte wegen Verursachung der Oder-Umweltkatastrophe
Wegen des katastrophalen Zustands der Oder entließ Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am 12. August den Leiter von Wód Polski (Polnische Gewässer), Przemysław Daca, und den Leiter der Hauptinspektion für Umweltschutz, Michał Mistrzak.
Der Premierminister kündigte an, dass Konsequenzen gezogen würden, wenn weitere schwerwiegende Pflichtverletzungen oder zu langsame Maßnahmen zur Bekämpfung der Katastrophe festgestellt würden.
1 Million PLN Belohnung für die Identifizierung der Verursacher der Umweltkatastrophe
Auf einer Pressekonferenz kündigte der Premierminister an, dass die Täter dieses „Umweltverbrechens“ gefunden und bestraft werden würden. Im Gegenzug hat Polizeichef Jarosław Szymczyk eine Belohnung von 1 Million PLN für die Mithilfe bei der Entdeckung der Täter ausgesetzt.
Alarmierende Berichte von Umweltschützern
Umweltschützer warnen, dass nicht nur die Fische durch diese ökologische Katastrophe gefährdet sind, sondern alle Organismen, die im Fluss leben, wie kleine Krebse, Insekten, Amphibien und Reptilien. Und auch alle Vögel und Tiere, die sich von Fischen ernähren, wie Seeadler, Reiher, Eisvögel, Wildschweine, Füchse, Hermeline oder Wölfe, also die gesamte Nahrungskette ist bedroht.
Darüber hinaus konnte das Nutzvieh – Rinder, Schafe, Gänse oder Ziegen – in der Oder getränkt werden. Die Menschen, denen die Behörden versicherte, dass das Wasser der Oder nicht schädlich sei, badeten im Wasser und die Fischer fingen Fische im Fluss, die dann gegessen wurden.
Die Auswirkungen der Vergiftung der Oder werden noch viele Jahre zu spüren sein. Es wird auch lange dauern, bis sich das Ökosystem wieder normalisiert hat.
Experten berichten, dass das Wichtigste im Moment ist, die Verschmutzung zu stoppen und zu verhindern, dass die Ostsee, die von der Oder mit Schadstoffen wie Abwässern, toten Tieren und Giftstoffen belastet wird, vergiftet wird.