Der Pendolino sorgt in Polen noch immer für Aufregung und heftige Diskussionen. Zum ersten Mal fuhr der Zug auf polnischen Gleise im Dezember letzten Jahres. Seitdem sind oft Bedenken bezüglich seiner Funktionalität entflammt. Diesmal wird die Behindertenfreundlichkeit diskutiert.
Janina Ochojska, Gründerin der Polnischen Humanitären Organisation, wollte heute gegen 8 Uhr morgens mit dem Pendolino von Krakau nach Warschau fahren. Da der Abstand vom Bahnsteig zum Zugeingang ziemlich groß war, wollte die an Krücken gehende Frau die Plattform für Behinderte nutzen. Das war jedoch nicht möglich, da die Plattform laut Bestimmungen der polnischen Einsenbahn (PKP) nur für behinderte Personen im Rollstuhl bestimmt ist.
Der Schaffner bot ihr Hilfe beim Einstieg an. Damir war Ochojska jedoch nicht einverstanden. Die Aktivistin erwiderte, dass sie bereits zum vierten Mal mit diesem Zug fahren und immer das gleiche Problem haben würde. Manche Schaffner wären zudem nach einigen Gesprächen doch damit einverstanden, von der Plattform gebraucht zu machen, so Ochojska.
Zu gesund für die Behindertenplattform
Über diese Situation ist sie zwar empört, gibt den Mitarbeitern aber keine Schuld. Die komischen Bestimmungen seien für sie unverständlich. Davon auszugehen, dass eine Person, die nicht im Rollstuhl sitzt, gesund sei, ist nach Meinung der in jungen Jahren an Kinderlähmung erkrankten Frau völlig falsch.
Eine Sprecherin von PKP-Intercity, dem Betreiber der Hochgeschwindigkeitszüge, entschuldigte sich in einem Interview auf dem Nachrichtensender tvn24 für diese Situation. Sie erklärte, in jedem dritten Wagen des Pendolino gibt es eine spezielle Behindertenplattform für Rollstühle. Die sei für andere Behinderte jedoch nicht geeignet, da sie nicht mit Geländern ausgestattet ist.
Daher steht auch folgende Notiz auf Ochojskas Ticket: “Transport von behinderten Personen nicht im Rollstuhl ist nicht möglich”. Schlussendlich hat Ochojska sich für einen Flug nach Warschau entschieden. Nicht klar ist jetzt, ob die Situation und das mediale Echo zu ernsthaften Diskussionen rum und das Thema Transportbedingungen von Behinderten Menschen führen wird.