Polen misstrauen dem Internet

Eine Erfahrung, die man in Polen machen kann, ist, dass viele Menschen einen relativ unbefangenen Zugang zum Internet haben. Informationen werden ausgetauscht, viele User geben ihre Daten auf Sozialen Netzwerken wie Facebook oder dem sehr bekannten polnischen Konkurrenten Nasza Klasa preis, ohne Angst, dieses Verhalten könnte eine Gefährdung darstellen. Auch eine breite gesellschaftliche Debatte um Datenmissbrauch und -schutz hat es beim deutschen Nachbarn nie gegeben. Logische Folge ist somit, dass der Abhörskandal um den amerikanischen Nachrichtendienst NSA, den Edward Snowden aufdeckte, höchsten am Rande im polnischen Diskurs erscheint.

Da verwundert eine heute in den polnischen Medien rezipierte Befragung des Meinungsforschungsinstitutes CBOS, nach der die Polen das Internet als unsicher ansehen. So sind 51 Prozent der Befragten der Ansicht, dass das Internet zum Informationsaustausch unsicher ist, doch 42 Prozent sind wiederum gegenteiliger Meinung. Überraschend erscheint dabei, dass 92 Prozent nach Selbstauskunft nie Opfer von Cyberkriminalität geworden sind. Doch über 70 Prozent bewerten Cyberkriminalität als Bedrohung für Institutionen, die Wirtschaft und das Individuum.

Ist Polen nun auf dem Weg, eine gesteigerte Sensibilität für das Thema Datensicherheit zu erlagen? Solange das Thema keine breite mediale Aufmerksamkeit erlangt, ist kaum davon auszugehen.