Polen sehr unzufrieden mit Gesundheitswesen

Nicht erst seit heute ist bekannt, dass die Polen sich eine bessere medizinische Versorgung wünschen. Doch die jüngsten Ergebnisse des Meinungsforschungsinstituts CBOS zeigen dies deutlicher denn je: Rund drei Viertel der Polen ist mit der aktuellen Situation im Gesundheitswesen sehr unzufrieden.

Apotheke Das Meinungsforschungsinstitut CBOS führt diverse Studien in der polnischen Gesellschaft durch. Nun beschäftigte sich die Institution mit der Frage der Zufriedenheit der Polen mit dem Gesundheitswesen und dem Nationalen Gesundheitsfonds (NFZ), bei dem polnische Bürger pflichtversichert sind. Anders als in Deutschland können die Polen nicht eine Krankenkasse wählen, deren Angebot am meisten zusagt. Trotz dieser obligatorischen Krankenversicherung beim NFZ lassen sich immer mehr Polen privat behandeln, was natürlich zusätzliche Kosten generiert. Ein weiteres Problem: die Wartezeiten bei Spezialisten belaufen sich von ein paar Monaten bis ein paar Jahre.

Die letzte Studie zu diesem Thema wurde vor zwei Jahren durchgeführt. Seit dieser Zeit ist die Anzahl der Unzufriedenen um sechs Prozent gestiegen und beträgt aktuell fast 75 Prozent. Nur 23 Prozent bewerten das Gesundheitssystem positiv, der Rest hat keine Meinung dazu.

Viele Ärzte sind ausgewandert

Einige Experten werten dieses Ergebnis als ein deutliches Zeichen für die Politiker. Betont wird dabei die Tatsache, dass für den aktuellen Zustand des Gesundheitswesens vor allem der Vorgänger der aktuellen Regierung verantwortlich sei – die Bürgerplattform (PO). In den acht Jahren der Regierung hätte viel gemacht werden können, es sei aber nichts geschehen. Es fehle an der Digitalisierung, den Geldmitteln, sowie am Personal – denn viele qualifizierte Spezialisten und Krankenpfleger würden von den besseren Bedingungen in westeuropäischen Staaten angelockt.

Kritiker meinen, dass die Politiker keinen großen Wert auf dieses Thema legten, weil sie außer Reihe von Ärzten angenommen werden dürfen. Darüber hinaus wurde als Reaktion auf die bestehenden Mängel lediglich versucht, die Arbeitszeiten der Ärzte zu verlängern und die Anzahl der zu behandelnden Patienten am Tag zu erhöhen. Dies sei aber nur eine Scheinlösung, denn dies führe nur dazu, dass weitere Ärzte und Krankenpfleger emigrierten und die Patienten nur schlechter behandelt werden könnten.

Die Studie von CBOS wurde Anfang Juni durchgeführt auf Grundlage einer repräsentativen Gruppe von 1002 per Los gewählter polnischer Bürger.

Bild: Apotheke // (cc) Lukas Plewnia / polen-heute.de [CC BY-SA 2.0] / Flickr