Eine Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022 in Polen hat eine hohe Zustimmung in der polnischen Bevölkerung. Doch das Land hat eher geringe Chancen auf einen Zuschlag.
In Deutschland sprechen Medien nach dem Volksentscheid schon von dem „Münchner Olympia-Debakel“. Denn letzten Sonntag haben sich an allen vier potentiellen Austragungsorten der Olympischen Winterspiele 2022 in Bayern die Einwohner gegen die Austragung ausgesprochen.
In Polen sieht die Situation ganz anders aus – die überwältigende Mehrheit der polnischen Bevölkerung unterstützt die Austragung von Winterspielen. Dies ergab eine heute veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Polska. Demnach sind mehr als 80 Prozent der Bevölkerung für die Austragung von Olympischen Winterspielen im Jahre 2022 auf polnischem Boden. Und fast 80 Prozent der Bevölkerung der Wojewodschaft Kleinpolen (Krakau und Umland) unterstützen eine Bewerbung Polens. Die Zustimmung von Kleinpolen ist umso wichtiger, da in diesem Teil des Landes die Wettkämpfe ausgetragen werden würden.
Polnische Olympia-Träume
Auch für viele polnische Politiker würde ein Traum wahr werden, wenn das Land den Zuschlag für die Austragung bekommen würde. Schon seit einem Jahr bemüht sich die Stadt Krakau als Veranstaltungsort zusammen mit der Slowakei um die Olympischen Winterspiele 2022. Nächstes Jahr sollen Informations- und Werbekampagnen die Bewerbung weiter unterstützen.
Ein Schwachpunkt könnte die geringe Zustimmung in Krakau sein, denn nur 66 Prozent der Einwohner der weltbekannten Stadt unterstützen laut TNS Polska die Kandidatur. Weitere Nachteile könnten die schlechte Infrastruktur und geringe Wirtschaftskraft des Landes sein, dem ein solcher Kraftakt nicht zugetraut werden könnte. So ist schon 2006 die Bewerbung um Olympische Winterspiele durch den polnischen Winterort Zakopane durchgefallen.
Problematische Aspekte wie Doping, das negative Image des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) oder Auswirkungen auf die Umwelt werden von polnischen Politikern und Einwohnern nicht gesehen. Sie spielen, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle im gesellschaftlichen Diskurs.