Der kritische Geistliche Wojciech Lemanski ist beim Rockfestival Haltestelle Woodstock aufgetreten. Dabei hat er erneut die Hierarchie der polnischen Kirche heftig kritisiert. Zugleich sprach er sich für die Rechte von sexuellen und religiösen Minderheiten sowie die Entschädigung von Missbrauchsopfern aus. Die Kurie will ihn dafür scharf sanktionieren.
Vor kurzem noch schien der Streit um den kirchenkritischen Priester Wojciech Lemanski geklärt zu sein: Die zwangsgeschlossene Kirche in Jasienica wurde nach 100 Tagen wiedereröffnet und ein neuer Priester eingesetzt. Lemanski selbst war von Erzbischof Henryk Hoser als Seelsorger in eine Nervenklinik für Kinder und Jugendliche versetzt worden. Damit schien der Konflikt zwischen dem kritischen Geistlichen und dem polnischen Episkopat zugunsten der Bischöfe entschieden.
Jetzt allerdings ist Wojciech Lemanski auf dem Rockfestival Haltestelle Woodstock aufgetreten und hat erneut Kritik an der polnischen Kirche geübt – und das obwohl er seine Meinung eigentlich nicht öffentlich äußern darf. Lemanski sagte jedoch, dass es keinen derartigen Maulkorb für ihn gäbe. Die Einladung, auf dem alternativen Festival zu spreche, habe er angenommen, weil dies auch Jesus getan hätte. Im Folgenden ging er jedoch mit der kirchlichen Hierarchie in Polen scharf ins Gericht. Diese spreche nicht die Sprache der allumfassenden Kirche, sondern sei stattdessen die Stimme frustrierter Leute, die die Macht verloren hätten.
Konsequenzen angekündigt
Wojciech Lemanski vertrat erneut die Ansicht, dass auch sexuelle und religiöse Minderheiten ein Recht auf würdevolles Leben in Polen hätten. Zudem sollten die Opfer von Pädophile in der Kirche finanziell entschädigt werden. Die Festivalteilnehmer rief Lemanski auf, sich ebenfalls dafür einzusetzen. Sie sollten nicht darauf warten, dass sich die Kirche von alleine ändere. Auch die Bischöfe würden sich nicht ändern, sondern eher „aussterben“.
Diese harten Worte haben die polnische Kurie dazu bewogen, sich mit dem Auftritt Lemanskis eingehend zu befassen. Für die nächste Woche hat sie Konsequenzen für den aufmüpfigen Priester Wojciech Lemanski angekündigt.