„Smolensk” sieben mal ausgezeichnet – mit Anti-Preisen

Der Film „Smolensk“ von Antoni Krauze war noch vor seiner Premiere in aller Munde – denn er handelt von einem Thema, welches keinem Polen egal ist. Doch die Verbindung der Fakten mit fiktiven Fäden sowie ein Propaganda-Charakter sicherten dem Film massive Kritik. Nun wurde der Film mit 7 (von 13 möglichen) polnischen Anti-Preisen „Schlangen“ ausgezeichnet.

Die amerikanische Filmakademie verleiht den besten Filmen und Filmemachern Oscars. Die Filmkritiker „ergänzen“ diese Auswahl mit den Anti-Preisen, den Goldenen Himbeeren. In Polen gibt es Äquivalente für beides – die besten Filme bekommen von der Polnischen Filmakademie die Preise „Adler“. Die schlechtesten zeichnen die Kritiker mit den „Schlangen“ aus. Der absolute Favorit der diesjährigen Anti-Preis-Verleihung war „Smolensk“ von Antoni Krauze. Der Film „gewann“ sieben Statuetten.

Was geschah wirklich?

Über den Film von Antoni Krauze über die größte polnische Flugkatastrophe der neuesten Geschichte wurde noch vor seiner Premiere in der Öffentlichkeit diskutiert. Viele Fragen nach dem genauen Ablauf der Ereignisse am Unglückstag bleiben bis heute unbeantwortet.

Die aktuelle Regierung sowie der Vorsitzende der regierenden Partei Jaroslaw Kaczynski (der Zwillingsbruder des verunglückten Presidenten) versuchen immer wieder zu überzeugen und zu beweisen, dass es am 10.04.2010 zu einem Attentat am Bord der Tu-154M gekommen ist. Die bisherige Ermittlungen, inklusive der erneuten Exhumierungen in diesem und letzten Jahr, bestätigen aber, dass es sich doch um ein Unglück handelt.

Mischung aus Fiktion und Fakten

Der Regisseur Antoni Krauze hat sich entschieden, fiktive Handlungsfäden zu den faktischen Geschehnissen hinzuzufügen. So kann der Zuschauer miterleben, wie eine Journalistin auf eigene Faust handelt und eigene Ermittlungen durchführt, um die Wahrheit zu erfahren. Weitere Handlung deutet Indizien an, als ob es sich um eine geplante Aktion gehandelt hätte. Im Moment der Katastrophe ist an Bord eine Explosion zu sehen, was wieder ein Attentat suggeriert.

Rezeption und Anti-Preise

Der Film ist von Anfang an auf heftige Kritik gestoßen. Journalisten und Kritiker warfen diesem und dem Regisseur vor, Propaganda über die Katastrophe zu verbreiten. Zu weiteren Kritikpunkten gehörte ein chaotisches Drehbuch, schlechte Schauspielerei und Montage.

Bei der Verleihung der polnischen Anti-Preise „Schlangen“ bekam der Film die Statuetten unter anderem für den schlechtesten Film des Jahres („Die Große Schlange“ – Haupt-Anti-Preis), für das schlechteste Drehbuch, die schlechteste Montage, die schlechteste weibliche Hauptrolle sowie für den peinlichsten Film zu einem wichtigen Thema.

Bild: Smolensk-Gedenktafel für Lech Kaczynski, Maria Kaczynska und die verunglückten PiS-Abgeordneten // (cc) Lukas Plewnia / Polen Heute [CC BY-SA 2.0] / Flickr