„Smolensk” teilt die Gesellschaft

Ab morgen läuft in polnischen Kinos der neue Film von Antoni Krauze „Smolensk“. Dieser handelt von der Katastrophe von Smolensk, bei der der damalige Präsident Lech Kaczynski, seine Gattin und 94 weitere Personen umgekommen sind. Es ist allerdings ein Spielfilm und kein Dokumentarfilm – schließlich dauern die Ermittlungen immer noch an. Obwohl nur wenige den Film bis jetzt in den Vorpremieren sehen konnten, sind die Meinungen in der polnischen Gesellschaft geteilt.

Smolensk-Gedenktafel für Lech Kaczynski, Maria Kaczynska und die verunglückten PiS-AbgeordnetenSeit der Katastrophe von Smolensk sind über sechs Jahre vergangen, doch was genau am 10. April 2010 passiert ist, wird immer noch ermittelt. Die Meinungen sind verschieden: einige meinen, es sei ein sehr unglücklicher, aber doch ein Unfall gewesen; andere sind jedoch der Ansicht, dass es an Bord des Tu-154 zu einem geplanten Attentat gekommen sei. Zu der letzten Gruppe gehört offensichtlich der Regisseur Antoni Krauze. In die Kinos kommt gerade sein neuester Film „Smolensk“, der vom Absturz des Regierungsflugzeugs handelt.

Der Film wird für die Öffentlichkeit ab morgen ausgestrahlt. Spitzenpolitiker und Medien hatten allerdings bereits die Gelegenheit, an der feierlichen Premiere teilzunehmen. Es sind auch schon die ersten Rezensionen zu lesen, nicht nur in polnischsprachigen Medien. Wie das Thema selber, ist auch der Film in der Gesellschaft umstritten. Die Filmemacher verteidigen die Produktion mit dem Argument, es sei doch ein Spielfilm und kein Dokumentarfilm. In Krauzes Film wird der Absturz nämlich als Folge eines Angriffs und einer Explosion an Bord dargestellt. Dabei ist die Ursache dieser Tragödie in Wirklichkeit immer noch unklar.

Die Erstaufführung des Films fand am Montag im Großen Theater in Warschau statt. Anwesend war Präsident Andrzej Duda, Premierministerin Beata Szydlo, Jaroslaw Kaczynski und weitere Spitzenpolitiker sowie Vertreter des Klerus. Es gab bereits schon weitere Aufführungen, bei denen es auch zu einigen Unannehmlichkeit gekommen ist. Im Warschauer Kino Atlantic kam es beispielsweise zu einer gewaltigen Auseinandersetzung zwischen zwei Zuschauern. Einer soll sich den Film in patriotischer Kleidung angeschaut haben, der andere soll sich mit einem Begleiter darüber lustig gemacht haben. Dieser Zwischenfall spiegelt sehr gut die Einstellung der Gesellschaft zu diesem Film wider: auf der einen Seite sind diejenigen, die über die Verschwörungstheorien zu einem Attentat in Smolensk lachen und diesen keinen Glauben schenken; auf der anderen Seite diejenigen, die fest an diese Theorien glauben.

Bild: Smolensk-Gedenktafel für Lech Kaczynski, Maria Kaczynska und die verunglückten PiS-Abgeordneten // (cc) Lukas Plewnia / Polen Heute [CC BY-SA 2.0] / Flickr