Heute wurde das 29. Warsaw Film Festival offiziell eröffnet. Am heutigen Abend fand im Multikino im Einkaufszentrum ‚Zlote Tarasy’ (‚Goldene Terassen’) eine festliche Gala statt, der die Vorführung des Films „Still Life“ von Uberto Pasolini Glanz verlieh. Für diesen Titel bekam Pasolini den Preis für den besten Regisseur beim 70. Filmfestival in Venedig. Es ist die Geschichte eines Londoner Beamten, der für Bestattungen derjenigen Menschen zuständig ist, deren Verwandte nicht auffindbar sind. Anders als sein Chef und seine Kollegen, geht der Protagonist an seine Arbeit sehr emotional heran. In diesem Film wird die Frage nach der zwischenmenschlichen Beziehungen in heutiger Zeit gestellt.
Morgen werden Erstaufführungen von 23 Filmen aus der ganzen Welt stattfinden. Dabei nehmen in verschiedenen Kategorien mehrere Titel an dem Wettbewerb teil.
Keiner dachte, dass es soweit kommt
Das erste Filmfestival in Warschau fand im Jahre 1984 statt – damals noch unter dem Namen ‘Warschauer Filmwoche’. Erst 1991, als den Direktorposten Stefan Laudyn übernommen hatte, wurde der Name zum “Warschauer Filmfestival” geändert. Laudyn war aber von Anfang an dabei und in dem Interview anlässlich der diesjährigen Edition erinnert er an die ersten Jahre der Veranstaltung, die damaligen Problemen, die sich vor allem aus der politischen Situation ergaben sowie an die Entwicklung des Festivals zu einer in der Welt anerkannten Filmveranstaltung.
Als die erste Filmwoche gestartet worden war, hatten die Organisatoren einen Haufen Hindernisse zu überwinden. Selbst die Erlaubnis zur Organisierung der Veranstaltung war schwierig, geschweige denn das Einladen von Gästen aus anderen Ländern, besonders der westlichen. Es war mit einem sehr großen Zeit- und Kraftaufwand verbunden, die Kommunikation war durch den damaligen Technikstand sowie das politische System extrem erschwert. Deshalb wird bis heute der Besuch von Liz Reddish aus dem britischen Filminstitut – also der erste Besuch aus dem Westen – als riesiger Erfolg betrachtet. Weitere Erfolge und Entwicklungen waren erst nach dem Wendejahr 1989 möglich; es kam zum Beispiel zur ersten Vorführung eines Filmes aus Israel.
Dass in diesem Jahr über 200 Filmschaffende aus über 50 Ländern nach Warschau kommen, hat vor zwanzig Jahren keiner gedacht. Aber heutzutage ist das Warschauer Festival eine der wichtigsten Filmveranstaltungen auf der ganzen Welt. Im Jahre 2009 schaffte es das Festival zum Kreis der 14 wichtigsten, von der FIAPF (Fédération Internationale des Associations de Producteurs de Films) akkreditierten Filmfestivals (neben Cannes, Venedig, Berlin, Tokio usw.). Das Einzigartige an dieser Veranstaltung ist aber die Tatsache, dass keine Stars eingeladen werden. Direktor Stefan Laudyn betont, dass viele Filmmacher dank der Aufführung ihrer Filme beim Warschauer Filmfestival berühmt werden. Laudyn empfiehlt jeden beim Festival präsentierten Film, aber wie jedes Jahr legt er besonderen Wert auf den Eröffnungsfilm.
Das Warschauer Filmfestival findet in diesem Jahr ab dem 11. bis zum 20. Oktober statt.