Die polnische Bischofskonferenz will ein Weißbuch zu Pädophilie unter Geistlichen veröffentlichen. Erstmals sollen auch Statistiken und bisher geheime Maßnahmen zur Vorbeugung publik werden. Gleichzeitig haben Senatoren ein Gesetzesvorhaben gegen „antikatholische Propaganda“ gestartet. Missbrauchsofer sind empört.
Nach Medienberichten hat die polnische Bischofskonferenz heute angekündigt, ein Weißbuch zum Thema Pädophilie in der Kirche herauszugeben. Das Buch soll noch dieses Jahr erscheinen und sowohl Dokumente des Apostolischen Stuhls als auch päpstliche Lehren enthalten. Es sollen sowohl Prozeduren gegen Pädophilie innerhalb der Kirche, als auch Anleitungen zum Umgang mit Opfern und Tätern niedergeschrieben werden. Erstmalig sollen auch Statistiken zu Pädophiliefällen in polnischen Kirchen veröffentlicht werden.
Das polnische Episkopat hat zwar bereits 2009 Richtlinien zum Umgang mit Pädophilie erarbeitet. Doch diese waren selbst dem Vatikan zu allgemein. 2012 wurden drei Annexe veröffentlicht, von denen der dritte jedoch geheim blieb. In ihm sind Maßnahmen zur Vorbeugung von Pädophilie unter Geistlichen enthalten. Im Weißbuch könnte dieser Teil ebenfalls erstmals publik werden.
UNO kritisiert Vatikan
Derweil hat das Komitee für Kinderrechte der UNO am Mittwoch den Vatikan für seinen Umgang mit Missbrauchsfällen durch Geistliche gerügt. Auch der Standpunkt der Katholischen Kirche zu Homosexualität, Abtreibung und Verhütung wurde kritisiert.
Als erste Reaktion haben mehrere polnische Senatoren ein Gesetzesvorhaben gestartet, in dem sie die Regierung auffordern, diese Rüge zu missbilligen. In ihrem Entwurf beschreiben die Senatoren den Tadel als „antikatholischen Propagandaauftritt einer der UNO-Agenturen“. Der Gesetzesentwurf hat bereits erste Gegenstimmen, besonders von Missbrauchsopfern, hervorgerufen. Sie weisen darauf hin, dass sich das Kinderrechtskomittee auf Fakten und statistische Daten stützen kann.
In Polen werden immer wieder Fälle von Kindesmissbrauch in der Kirche öffentlich. Zuletzt war es um einen polnischen Erzbischof in der Dominikanischen Republik laut geworden. Auch die Äußerungen von Erzbischof Jozef Michalik, dass Kinder an Missbrauch selbst schuld seien, sorgten für Aufregung.