Heute endete ein über vierjähriger Prozess gegen den Arzt Miroslaw G. mit den Abschlussplädoyers. Das Urteil wird in der nächsten Woche verkündet. Der Mediziner plädierte erneut auf „nicht schuldig“. Dem Angeklagten wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, in mehrere Fälle von Korruption verwickelt zu sein. G. war in seinem Arbeitszimmer heimlich vom Zentralen Antikorruptionsbüro (CBA) dabei gefilmt worden, wie er Geschenke von Patienten und Angehörigen seiner Patienten annahm. Im Februar 2007 war er in der Warschauer Klinik des Innenministeriums, in der er arbeitete, festgenommen worden.
Der Fall erregte großes Aufsehen, weil u.a. der damalige Justizminister Zbigniew Ziobro dem Arzt in Verbindung mit der Korruption Mord an seinen Patienten vorwarf. In der Tageszeitung „Rzeczpospolita“ sind Stenogramme veröffentlicht worden, die bezeugen sollen, dass G. lebenserhaltende Maßnahmen bei Patienten abgestellt hat. Große Boulevardzeitungen bezeichneten G. daraufhin als „Mörder“. Dieser ging gegen die Vorwürfe vor und behielt vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Recht. Der polnische Staat und die Zeitungen mussten Entschädigungen wegen Rufschädigung zahlen.
G. gab zu, ab und an Präsente von Patienten und ihren Angehörigen aus Dankbarkeit erhalten zu haben. Diese habe er aber „zum Nutzen des Krankenhauses“ eingesetzt. Er sei nicht bestochen worden. Einige Kollegen stellten sich auf die Seite von G. Sie argumentierten, dass sich das Handeln des Angeklagten nicht von ihrem eigenen unterscheiden würde. Die Staatsanwaltschaft hat sich von der Mordanklage zurückgezogen, jetzt fordert sie nur noch zwei Jahre Haft und 200.000 Zloty (ca. 50.000 Euro) Strafe für 41 Korruptionsfälle. Die Verteidigung erwartet einen Freispruch.