Der ehemalige Fußballnationaltrainer Janusz W. ist wegen Korruption zu fünf Jahren auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt worden. Er ist zusammen mit etwa 500 weiteren Trainern, Spielern und Schiedsrichtern im größten Korruptionsskandal des polnischen Fußballs angeklagt.
Der ehemalige Fußballnationaltrainer Janusz W. ist wegen Korruption zu zwei Jahren Haft, ausgesetzt auf fünf Jahre Bewährung, und einer Geldstrafe von etwa 20.000 Euro verurteilt worden. Er hat sich schuldig bekannt, im Jahre 2004 mehrere Spiele seiner Mannschaft Swit Nowy Dwor verschoben zu haben. Die Mannschaft drohte damals aus der Ersten Liga (zweithöchste Spielklasse in Polen) abzusteigen.
W. war von 1997 bis 1999 kurzzeitig auch Trainer der polnischen Fußball-Nationalmannschaft. Von 2005 bis 2007 saß er als Abgeordneter für die Selbstverteidigung (Samoobrona) im polnischen Parlament. Zuvor arbeitete er als Trainer bei verschiedenen polnischen und ausländischen Vereinen.
Bereits 1993 war Janusz W. – zumindest indirekt – in einen Bestechungsskandal verwickelt. Als Trainer von Legia Warschau holte er am letzten Spieltag die Meisterschaft. Diese wurde jedoch vom polnischen Fußballbund PZPN aberkannt, weil Legia Spiele gekauft haben soll. Der Verein wurde zudem zu einer Strafe von damals 500 Millionen Zloty (heute etwa 25.000 €) verurteilt und aus den europäischen Wettbewerben ausgeschlossen.
Korruption im polnischen Fußball
Janusz W. ist einer von rund 450 bis 500 Personen, die derzeit wegen Korruption im polnischen Fußball angeklagt sind, darunter Spieler, Trainer und Schiedsrichter. Erst im Frühjahr dieses Jahres wurden mehrere Verantwortliche als Teil einer ganzen „Fußball-Mafia“ verurteilt. Am bekanntesten ist ein Mann mit dem Pseudonym „Friseur“, ein ehemaliger Gefängnisfriseur. Unter seiner Führung sollen von 2006 bis 2008 Dutzende Spiele in den unteren Spielklassen verschoben worden sein. Eine Liste mit 28 Namen von Schiedsrichtern, mit denen „der Friseur“ Kontakt hatte, wurde 2006 vom Sportmagazin Preglad Sportowy veröffentlicht. Dies brachte die illegalen Vorgänge an die Öffentlichkeit – „der Friseur“ sitzt nun für drei Jahre im Gefängnis.
Vermutlich sind diese Fälle nur die Spitze des Eisberges. Eine Verschiebung von Spielen in den unteren Spielklassen dürfte in Polen – wie auch in anderen Ländern – kein großes Problem darstellen. Die Spieler und die Schiedsrichter verdienen nicht so viel und könnten so anfällig für „kleine Aufmerksamkeiten“ sein. Neben dem Hooliganismus und einer mangelhaften Infrastruktur ist die Korruption die dritte schwere Bürde, die es dem polnischen Fußball nicht erlaubt, aus dem Windschatten vieler anderer Fußballnationen in Europa zu treten. Das Potenzial wäre in dem 40-Millionen-Land sicherlich vorhanden.