Abschied von Tadeusz Rozewicz

Am vergangenen Donnerstag ist der polnische Dichter, Schriftsteller und Drehbuchautor Tadeusz Rozewicz im Alter von 92 Jahren verstorben. Heute fand in Breslau der offizielle Abschied statt. Morgen erfolgt die Beerdigung.

Tadeusz Rozewicz kam am 9. Oktober 1921 in Radomsko (Woiwodschaft Lodz) zur Welt. Die Liebe zur Literatur brachte dem zukünftigen Schriftsteller sein älterer Bruder Janusz bei. Die beiden hatten die größten belletristischen Werke gemeinsam zu Hause gelesen sowie eigene Gedichte geschrieben und literarische Zeitschriften gesammelt.

In der Zeit des Zweiten Weltkrieges kämpfte Rozewicz in der Untergrundbewegung und in der Polnischen Heimatarmee. Das Werk Waldechos, das als sein literarisches Debüt gilt, entstand im Jahr 1944. Nach dem Krieg engagierte sich der Schriftsteller in der literarischen Gruppe Krakauer Neoavantgarde, die sich zum Ziel setzte, neue literarische Formen zu erschaffen, die bisher gültigen sprachlichen Regeln zu brechen und Tabu-Themen anzusprechen.

Nobelpreisträger ohne Nobelpreis

Tadeusz Rozewicz war Preisträger zahlreicher Auszeichnungen und wurde an mehreren Universitäten zum Ehrendoktor ernannt.

An seinem Abschied heute in Breslau nahm Kulturminister Bogdan Zdrojewski teil. Er bezeichnete den verstorbenen Dichter als eine ihm sehr nahe Person, aber vor allem als – einen Riesen der Literaturwelt. Zdrojewski nannte den Tod von Rozewicz das Ende der Literatur des 20. Jahrhunderts und erhob ihn zu einem „Nobelpreisträger ohne Nobelpreis“.

Tadeusz Rozewicz wird morgen auf dem evangelischen Friedhof in Krummhübel (südwestliches Polen) bei der hölzernen Stabkirche Wang, die aus der Jahrhundertwende des 12. und 13. Jahrhunderts stammte, beigesetzt.