Die Gesundheit einer Nation misst sich an diversen Faktoren, wie sein Gesundheitssystem und die gesundheitliche Grundversorgung der Bevölkerung, an Krankheitsfällen und Krankenhausaufenthalten, Sterblichkeitsraten und Lebenserwartung, aber auch Ernährungsgewohnheiten, Aktivität. Auch Übergewichtigkeit- und Fettleibigkeitstraten spielen eine Rolle, als eine der größten Risikofaktoren hinsichtlich vieler Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Störungen oder Diabetes. Wie sieht in Hinblick all dieser Faktoren in Polen aus?
Gesundheitsstand im internationalen Vergleich
Laut dem jährlichen Legatum Prosperity Index, der weltweit die Gesundheit und den allgemeinen Wohlstand von 167 Ländern misst, liegt Polen mit einem Gesundheits-Ranking auf Platz 48 im guten Schnitt, im Bereich Gesundheit jedoch etwas unter seinem insgesamten Prosperity Ranking auf Platz 37. Ganz oben rangieren in Sachen Gesundheit erstaunlicherweise Singapur, Japan und Südkorea, Deutschland liegt im Vergleich auf Rang 13.
Polen im europäischen Vergleich
In den europäischen Ländern hinkt Polen in Sachen Gesundheit noch nach, was vor allem mit Gesundheitsversorgung und der Investition in das Gesundheitswesen zusammenhängt. Zudem wird die Bevölkerung immer älter, was gleichzeitig Auswirkungen auf den gemessenen Gesundheitszustand bedeutet – gibt es mehr ältere Menschen, sind auch Krankheiten weiterverbreitet und die Sterblichkeitsrate steigt an.
Zu den größten Herausforderungen gehören:
- Zunehmendes Alter: Laut Prognosen werde 2050 33 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahr alt sein, zehn Prozent davon über 80 Jahre. Je älter die Bevölkerung, desto höher die medizinischen Kosten und umso größer der Ärztebedarf – ein Problem, das nicht nur in Polen die Regierung vor große Herausforderungen stellt.
- Die damit verbundenen zunehmenden Kosten: die medizinischen Kosten einer Person über 65 ist dreimal höher als die von Personen im Arbeitsalter.
- Ein gutes Gesundheitswesen basiert auf der Koordination von Gesundheit, Wissenschaft und Arbeit wie auch Aufklärung und Bildungswesen, und das identifizierte man bereits 2015 im Rahmen der Euraktiv als Problem in Polen.
- Auch hinsichtlich der Krankheitsvorbeuge liegt in Polen einiges im Argen, mit nur einem Prozent Anteil am Gesundheitsetat, dies allerdings Stand 2015
Arzneimittel in Polen
Im Oktober kündigte die Regierung eine Initiative an, der zufolge Patienten, die gewisse Bedingungen erfüllen, Zugriff zu kostenlosen Medikamenten haben. Laut Euraktiv könnten 15 Millionen Bürger davon betroffen sein. Bisher galt nur eine Bezuschussungsregelung für Menschen über 75, Schwangere und Patienten, die an Arzneimittelprogrammen für innovative Behandlungen teilnahmen. 2023 kam es zur Ausweitung des Programms, über 65- und unter 18-Jährige können Arzneimittel unter Umständen nun kostenfrei erhalten.
Neben Apotheken steht polnischen Bürgern auch der Weg über Internet-Bestellung zu Verfügung, und das für zahlreiche Medikamente: Slinda online Kaufen ermöglicht beispielsweise vielen Frauen den unkomplizierten und schnellen Zugriff auf eine ötrogenfreie Anti-Babypille.
Das polnische Gesundheitswesen in Reform
Das Gesundheitswesen in Polen basierte lang auf dem alten Bismarck-Modell, mit typischen Merkmalen wie der Dezentralisierung des Ressourcenzuordnung und „dem Recht des einzelnen auf Gesundheitsleistung aufgrund der Versichertenstatus einer Krankenversicherung“, wenngleich in bestimmten Situationen und Notfällen diese Anforderung nicht gegeben ist.
Gleichzeitig weist das polnische Gesundheitssystem Elemente des britischen Beveridge-Modells auf: Der Einfluss der Versicherungsbeiträge ist zentralisiert, sie fließen direkt in die NFZ-Zentrale und nicht in die Niederlassungen, wobei die Einnahmen nicht aus Steuerausnahmen und dem öffentlichen Haushalt stammen, sondern aus einem getrennten Pool ans Krankheitsversicherungsbeiträgen.
Die NFZ, wie der nationale Gesundheitsfond in Polen genannt wird, ist dabei eine gesetzliche staatliche Institution und unterliegt dem Gesundheitsminister, die Kostenträger sind dem Gesundheitsministerium untergeordnet.
Seit 2004 und der Gründung der NFZ unterliegt das polnische Gesundheitssystem fortlaufenden Reformen, wenngleich diese langsam vorangehen und nicht immer das gewünschte Resultat erzielten, besonders was das Prinzip betrifft erst einen Allgemeinarzt aufsuchen zu müssen, der den Patienten dann an einen Spezialisten überweist. Dies kann schleppend sein und wer keinen Allgemeinarzt besitzt, hat Probleme einen Facharzt aufzusuchen.
2018 machte man einen wesentlichen Schritt in Sachen Investition: damals wurde ein Instrument geschaffen, das Investitionsanträge im Gesundheitsbereich analysiert, Probleme entdeckt, und misst, welche Herausforderungen in welcher Region am dringlichsten sind. In einem nächsten Schritt werden Investitionen dann dementsprechend gesteuert und die Leistungen verhandelt, um lokalen Bedürfnissen effektiv zu begegnen, die Ressourcen gleichzeitig jedoch optimal zu verteilen.
Ernährung und Übergewicht
Übergewicht und mehr noch Fettleibigkeit gehören zu den größten, gleichzeitig durch einen gesunden Lebenswandel steuerbaren Risikofaktoren für zahlreiche Krankheiten. Laut Statistik fielen 2021 56,6 Prozent der polnischen Bevölkerung in diese Kategorien, womit das Land jedoch unter dem Spitzenreiter Chile, gefolgt von den USA und anderen osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Kroatien und Ungarn lag.
Im Hinblick auf Diabeteserkrankungen liegt Polen weltweit auf Rand 143 (Stand 2020), mit knapp 9.000 jährlichen Todesfällen, umgerechnet 2,51 Prozent und damit die elfthäufigste Todesursache im Land. Die Top-Todesursache waren zum Zeitpunkt Koronare Herzerkrankungen, gefolgt von Schlaganfällen, und auch die Zahl der Krebserkrankungen ist hier hoch.
Hinsichtlich ernährungsbedingter Gesundheitsprobleme spielt polnische Esskultur sicherlich eine tragende Rolle: man isst hier fettreich, mit viel Fleisch, Gerichte mit Sahne und deftigen Saucen wie auch zahlreiche kohlenhydratreiche Speisen, wie Teigtaschen oder Teigfladen, Kartoffeln und Reis. Zu den beliebtesten Fleischsorten gehören Rindfleisch, Schweinefleisch und Suppenhuhn, das als Grundlade für viele Suppen und Eintöpfe dient. Zweifellos eine traditionelle Ernährungsweise, die bei zu wenig Bewegung zu Übergewicht und damit verbundenen gesundheitlichen Problemen führen kann.