Ein wesentliches Element ist die Abschaffung der Mittelschulen. Die Opposition wirft der Bildungsministerin Konzeptlosigkeit vor.
Ministerpräsidentin Beata Szydlo hat nun bestätigt, dass noch in diesem Jahr mit der Reform des Bildungswesens begonnen werden soll und die Maßnahmen unter der Prämisse einer Verabschiedung durch das Parlament dann am 1. September 2017 – zum neuen Schuljahr – in Kraft treten sollen. Gleichwohl handele es sich um einen längerfristigen, evolutionären Prozess, der auf eine Rückkehr zum System des „8+4“ abziele, einer achtjährigen Grundschule und einer vierjährigen Oberschule, während die Mittelschulen schrittweise ausliefen. Die gegenwärtigen Sechstklässler wären somit die ersten, die zum Abschluss keine Prüfung („Kartenstunde“) mehr ablegen müssten, sondern ihre Ausbildung in der siebten Klasse fortsetzten.
Des Weiteren soll die Schulpflicht für Sechsjährige entfallen und die Entscheidung über deren Einschulung den Eltern anvertraut werden. Die Regierung verfolge damit die Philosophie, die erzieherische Funktion der Schule wiederherzustellen und die Arbeitsplätze der Lehrer auch im Angesicht des demographischen Wandels zu garantieren, dem auch Programme wie 500 plus Rechnung tagen sollen. Damit will man Befürchtungen wie denen des Polnischen Lehrerverbandes (ZNP) begegnen, der nach einer im August vorgestellten Schätzung wenigstens 37.000 Kollegen an den Mittelschulen in Gefahr sieht.
Die Bürgerplattform (PO) sieht in den von Recht und Gerechtigkeit (PiS) geplanten Maßnahmen dagegen nicht weniger als die „Zerstörung der Bildung“ sowie die „Rückkehr der Ideologie“ wie zu Zeiten der Volksrepublik und unterzeichnete auf ihrem Regionalkongress in der niederschlesischen Hauptstadt Breslau entsprechend eine „Breslauer Erklärung“. Darin wendet sie sich insbesondere gegen die Abschaffung der Mittelschulen, für die keinerlei sachliche Argumente geliefert seien. Weder Eltern noch Lehrer wüssten dann, in welche Schule ihre Kinder im kommenden Jahr gingen bzw. ob sie dort noch eine Stelle hätten. Die Parteiführung prüft auch die Möglichkeit eines Misstrauensantrags gegen die zuständige Ministerin Anna Zalewska, die nach den Worten des Vorsitzenden Grzegorz Schetyna durch ihre „Inkompetenz“ die polnische Schule bedrohe und über keine eigenen, konstruktiven Konzepte verfüge, wie der durchaus notwendige Neuaufbau auf diesem Gebiet zu bewerkstelligen wäre. Als konkrete Beispiele nannte er die (finanzielle) Abkehr von Projekt „Orliki“ (Junge Adler), das den Bau von Sportplätzen in jeder polnischen Gemeinde vorsieht, und die Neuausrichtung des Geschichtsunterrichts.
Polnische Flagge // (cc) Lukas Plewnia / polen-heute.de [CC BY-SA 2.0] / Flickr