Stanislaw Lem – Autor, Philosoph und Humanist

Klassiker der polnischen Literatur, Visionär, Technikphilosoph, die Science-Fiction-Ikone und der Mensch, nach dem ein Asteroid benannt wurde… Das alles war Stanislaw Lem (1921-2006). In einem seiner letzten Interviews meinte er, Menschen seien nicht fürs ewige Leben geschaffen, aber seine Werke und Ideen sind nach wie vor aktuell. Lem führte die Leser in die mögliche Zukunft der Menschheit in einem Zeitalter der technologischen Überlegenheit und der Erschöpfung der natürlichen Reserven ein und interessierte sich für die Grenzen menschlicher Erkenntnisfähigkeit. 

Polnische Flagge Krynica Morska

Geboren am 12. September 1921 in Lemberg (heute Lwow in der Ukraine), in der jüdischen Familie, hat Stanislaw schon in seiner Kindheit seine Faszination für Wissenschaft und Technik entdeckt. Der Vater des zukünftigen Schriftstellers, Samuel, war Laryngologe.  Nach seinem Schulabschluss schrieb sich Stanislaw 1940 für ein Medizinstudium ein. Nach eigener Aussage hatte er jedoch nie das geringste Interesse an der Medizin und hat ohne großes Interesse studiert. 

Es folgte jedoch die deutsche Besatzung, während der künftige Autor als Hilfsmechaniker und Schweißer in den Werkstätten eines deutschen  Unternehmens arbeitete und gleichzeitig aktiv an einigen antifaschistischen Sabotage-Aktionen teilnahm. Lem und seine Familie gehörten zu  den wenigen Juden, denen es gelang, der Verfolgung durch die Nazis zu entkommen, indem sie mit gefälschten Ausweisen lebten. Unter sowjetischer Besatzung nahm Lem das Medizinstudium wieder auf, hat aber eine der letzten Prüfungen nicht bestanden und keine Approbation als Arzt erhalten. Nach dem Studium arbeitete er in der neurophysiologischen Forschung und hat nebenbei begonnen, Geld mit literarischen Werken zu verdienen. 

Lems erster Roman, „Der Mann vom Mars“ wurde in einer wenig bekannten Wochenzeitschrift veröffentlicht, aber sein 1951 erschienene Roman „Die Astronauten“ hatte Erfolg. Dann hat sich Lem endgültig für den Beruf des Schriftstellers entschieden. International bekannt wurde Lem mit „Solaris“. Noch während des Studiums lernte Lem Barbara Lesniak kennen, die dort Radiologie studierte. Die heirateten, und 1968 wurde ihr Sohn Tomasz geboren. Anfang der 1980er Jahre lebte Stanisław Lem auf Einladung des Österreichischen Schriftstellerverbandes ein Jahr lang in Wien. Stanisław zog 1983 mit seiner Frau und seinem Sohn aus und lebte fünf Jahre lang in Wien. 1988 kehrte er nach Krakau zurück. Am 27. März 2006 starb er in einer Nahaufnahme an Herzversagen.

Obwohl Lem in vieler seiner Werke Roboter und Weltraum darstellte, reichte sein philosophisches und literarisches Reichtum weit über die Grenzen des Science-Fiction Genre hinaus: in seinen Werken stehen vor allem ethische Fragen im Hintergrund. In der kosmischen Satire „Pilot Pirx“  reißt der Weltraumforscher Pirx durch Weltraum, aber starrt lieber einer Fliege auf dem Glas der Bullaugen hinterher, als sich hinauszuwachsen und auf die faszinierende Unendlichkeit des Weltalls zu schauen. 

In „Also sprach Golem“ ist der Protagonist kein Mensch, sondern ein humanistisch denkende Roboter, der im Vergleich zu der Menschheit auf Gewalt, Krieg und Waffen verzichtet. In dem Roman „Der Unbesiegbare“ geht es um die Evolution von Robotern, die gelernt haben, sich nicht nur zu verändern, sondern sich auch weiterzuentwickeln. Forscher von der Erde verstehen, dass es keinen Sinn hat, die Maschinen zu bekämpfen, da sie Teil des Planeten sind und die Menschheit kein Recht hat, in den seit langem etablierten Prozess des Lebens einzugreifen. Frage, ob der Mensch in der Lage ist, außerirdisches Leben zu begreifen und zu respektieren, ist das Grundthema von „Solaris“. 

Der Protagonist, Psychologe und  Weltraumforscher Chris Kelvin soll anderen Forschern auf der Weltraumstation dabei helfen, Geheimnisse des mit dem Ozean bedeckten Planeten Solaris zu ergründen. Schließlich stellen die Forscher heraus, Ozean sei ein intelligentes Wesen, das auf die Menschen auf ganz unerwartete Art und Weise reagiert. Der Planet erweckt ihre Ängste, Erinnerungen und Wünsche zum Leben, und Chris sieht auf der Weltraumstation seine Frau Hari, die einige Jahre davor Selbstmord begangen hat, wofür sich Chris verantwortlich fühlt. 

Außerdem war Lem Autor von Essays und theoretischen Schriften über Kybernetik, Weltraum und künstliche Intelligenz.  In seinem  grundlegenden philosophischen Werk „Summa Technologiae“ sah Lem die Entstehung der virtuellen Realität und der künstlichen Intelligenz voraus. Ende der 1990er Jahre erschien seine Essaysammlung „Die Megabit-Bombe. Essays zum Hyperspace“ über Computertechnologie, und das war die Zeit, als noch niemand an das Internet als solche gedacht hat. 

Der Schriftsteller hat in seinen Büchern viele  moderne wissenschaftliche Entdeckungen und Erfindungen vorausgesagt: virtuelle Realität, Internet (und damit auch Computerspiele und  blackjack spiel), künstliche Intelligenz, elektronische Bücher, 3D-Druck. Das Schrifttum von Lem wird immer wieder als Inspirationsquelle für Filme, Theaterstücke und Ballette genannt. Lem, der sich selbst nicht für einen Science-Fiction-Schriftsteller hielt, hat Science-Fiction-Literatur auf ein ganz neues, tiefgründiges und philosophisches Level gebracht. 




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