Kriegsverherrlichung in Warschau?

Gestern, am Tag der Polnischen Armee, veranstaltete die Regierung in Warschau eine große Militärparade und Präsident Komorowski hielt eine Rede. Das Spektakel hatte Volksfestcharakter, viele tausend Familien mit Kindern konnten nach der Parade Kriegsgerät bestaunen und sogar in die Hand nehmen. Ein Paradebeispiel für die Verherrlichung des Krieges.

Militärparade-in-WarschauSeltsame, geradezu magische Anziehungskraft übt der Krieg auf den Menschen aus. Sehen kann man das an der Geschichtsschreibung, die geradezu vor blutigen Schlachten und charismatischen Feldherren trieft.

Die Moral bleibt dann auf der Strecke oder – sie zählt nur beim Verlierer. Deswegen ist es ganz natürlich, dass der Gewinner – der ganz nebenbei die Geschichtsschreibung bestimmt – immer nur zwecks Verteidigung zum Krieg genötigt wird. Die Bevölkerung erhebt dann kaum Einspruch und akzeptiert jede noch so krude Lüge zum blutigen Gemetzel. Davon zeugen Tonkin-Lüge, Hufeisenplan oder die geheimen Phantasie-Chemielabors von Saddam Hussein.

Volksfest mit Präsident

Diese Einstellung der Bevölkerung gegenüber der eigenen Nation wird durch PR-Maßnahmen sorgsam gefördert. (Nein, nicht Propaganda, denn die machen immer nur „die Bösen“; zum Beispiel hält Wladimir Putin Propaganda-Reden. Barack Obama hingegen „richtet sich mit einer Ansprache in Sorge an die Nation“.) Gestern war wieder so ein Tag, an dem Krieg und Gewalt verherrlicht wurden. Am Tag der Polnischen Armee veranstaltete der polnische Staat in Warschau eine Militärparade; die größte seit Jahren. Höhepunkte waren Formationsflüge von Kampfflugzeugen und Kampfhubschraubern über der Hauptstadt sowie ein Aufgebot an 120 Armeefahrzeugen und 1.200 Soldaten.

Kinder-auf-MilitärfahrzeugePassend dazu hielt Staatspräsident Bronislaw Komorowski eine Rede, in der er auch auf aktuelle Ereignisse wie den Absturz von Flug MH17 über der Ostukraine einging. Dabei hob der oberste Politiker Polens verständlicherweise die Verteidigungsfunktion der polnischen Armee hervor. Die unter polnischer Beteiligung durchgeführten kriegerischen Überfälle auf Irak und Afghanistan erwähnte er nicht. Passt auch nicht in die Narration.

Kinder spielen mit Waffen

Nach dem Überflug von und Marsch durch Warschau hatten die Streitkräfte Informationsstände in einem Park errichtet. Dort konnten die Polen Informationen über die Streitkräfte erhalten. Dazu gehörte auch das Bestaunen und Anfassen von Waffen. Die Veranstaltung hatte Volksfestcharakter, viele tausend Familien mit kleinen Kindern bestaunten die Parade und gingen hinterher in den Park.

Raketenwerfer-werden-bewundEin ganz besonderes Ereignis war es für die kleinsten Mitglieder der Gesellschaft, die sich um die Stände drängten, um ein Mal eine richtige Waffe in die Hand zu nehmen. Ferner wurden einige Kampffahrzeuge präsentiert, die zuvor an der Militärparade mitwirkten. Voller Freude tobten Kinder auf dem tödlichen Kriegsgerät und ließen sich von überaus freundlichen Soldaten die Funktionsweise von Panzern und Raketenwerfern erklären.

„Rauchen ist schädlich für die Gesundheit“, so oder so ähnlich steht es auf jeder Zigarettenschachtel, die in der westlichen Welt verkauft wird. Krieg tötet nicht, höchstens opfert man sein Leben der eigenen Nation – zu Verteidigungszwecken, das versteht sich von selbst. Und Waffen sind was Tolles – oftmals gesegnet von Geistlichen – mit denen, wenn auch nur aus Plastik, schon kleine Kinder spielen dürfen. Na dann, auf in die Schlacht, auf in den „gerechten Krieg“ des guten Westens. Der Letzte macht dann das Licht aus.