Vor genau 60 Jahren haben die Arbeiter in Posen (Woiwodschaft Großpolen) gegen die kommunistische Macht in der damaligen Volksrepublik Polen Widerstand geleistet. Die Ereignisse, die heute als Posener Arbeiteraufstand oder Juni ’56 bekannt sind, bleiben in der Volkserinnerung als der erste Generalstreik, der auch blutig niedergeschlagen wurde. Heute wurde im Epizentrum des Streiks – Posen – dieser Ereignisse gedacht. Doch diese waren nicht ohne Kontroversen.
Am 28. Juni 1956 kam es in Posen zum ersten Generalstreik der Volksrepublik Polen. Der Aufstand der Arbeiter aus dem größten Industriebetrieb Hipolit Cegielski Poznan, HCP (in damaliger Zeit „Josef-Stalin-Betriebe), in der großpolnischen Hauptstadt war mit der aktuellen politisch-gesellschaftlichen Situation verbunden. Die Arbeiter protestierten gegen niedrige Löhne sowie unrealistische Forderungen der Betriebsführung, den damaligen Sechsjahresplan.
Noch am Vortag der Ereignisse, die sich in der Geschichte als Posener Arbeiteraufstand oder Juni ’56 eingebrannt haben, hatte nichts darauf hingewiesen, dass es zu einem Streik kommt. Ausgerechnet zu dieser Zeit hatte Posen viele ausländische Gäste im Rahmen der Internationalen Posener Messe in Empfang genommen. Doch nachdem sich herausgestellte, dass die Vereinbarungen zwischen den Arbeitervertretern und dem damaligen Arbeitsministerium in Warschau doch nicht – oder nicht vollständig – gehalten werden konnten, begann der Streik.
Der Arbeiteraufstand wurde von der damaligen Regierung durch Armee und Miliz blutig niedergeschlagen. Es wurden 57 Menschen getötet. Das jüngste Opfer war nur 13 Jahre alt. Der an den Protesten teilnehmende Schüler Romek Strzalkowski wurde von einem Soldaten erschossen und ist zu einem Symbol des Heldentum und Patriotismus geworden.
Feierlichkeiten in Posen zum 60. Jubiläum
Heute jährt sich der Arbeiteraufstand zum 60. Mal. Aus diesem Anlass sind besondere Feierlichkeiten in der großpolnischen Hauptstadt organisiert worden. Nach Posen kamen die Präsidenten von Polen und Ungarn – Andrzej Duda und Janos Ader. Sie trafen zunächst im Rektorat der Adam-Mickiewicz-Universität Posen getroffen und dann besuchten sie das Museum des Juni ‚56. Andrzej Duda sprach dabei die immer noch bestehende tiefe Freundschaft zwischen Polen und Ungarn an und erinnerte an die große humanitäre Hilfe, die Polen ihren ungarischen Freunden während des Ungarischen Volksaufstandes geleistet hatte.
Auch Ader betonte die Bedeutung der Ereignisse aus dem Jahr 1956 für beide Völker. Er sagte auch, dass die Polen genau dasselbe wie die Ungarn wollten – die Freiheit, die Demokratie und bessere Lebensverhältnisse.
Veranstaltung nicht ohne Kontroverse
Obwohl heute des Posener Arbeiteraufstandes gedacht wurde, haben die Veranstalter nicht nur an sie erinnert. Während der Gedenkveranstaltung bei dem Denkmal des Juni ’56 wurden die Namen der Opfer vorgelesen und gleich danach – auch die Opfer der Katastrophe vom April 2010 in Smolensk.
Bei diesem „Smolensker Appell“ haben einige Gäste die Veranstaltung verlassen. Der Grund war klar – es war doch die Gedenkveranstaltung für die Opfer des Arbeiteraufstandes und die Katastrophe von Smolensk hatte damit nichts zu tun. Der Appell wurde auf Anweisung des Verteidigungsministers Antoni Macierewicz vorgelesen.
Bild: Polnische Fahne und Adler // (cc) P.Tracz/KPRM [Public Domain Mark 1.0] / Flickr