In wenigen Tagen ist das 70-jährige Jubiläum des Warschauer Aufstandes. Noch immer sind in Polen die Meinungen zu dieser kämpferischen Auseinandersetzung gespalten. Jedoch erhalten in den letzten Jahren die positiven Aspekte des Aufstandes eine immer stärkere Zustimmung in der Bevölkerung. Und auch in Deutschland fördert das positive Gedenken an den Aufstand die Aussöhnung zwischen den Nachbarn.
Am 1. August werden 70 Jahre vergangen sein seit dem Beginn des Warschauer Aufstandes im Jahre 1944. Bis zum 3. Oktober, an dem Tag wurden die Aufständischen endgültig von den Nazis besiegt, mussten auf polnischer Seite über 150.000 Zivilisten und 20.000 Soldaten sterben. Die Nazis verloren circa 1.500 Soldaten im Kampf.
Der Aufstand war ein letztes Aufbegehren der geschundenen Warschauer Bevölkerung gegen die deutschen Unterdrücker, die ihnen Jahre der Schreckensherrschaft bereiteten. Und Hoffnung auf einen Sieg bestand, obwohl die Warschauer in der Unterzahl, ausgezehrt und schlecht bewaffnet waren. Denn das Überraschungsmoment sollte auf ihrer Seite sein. Zudem war die Rote Armee unweit der polnischen Hauptstadt und würde hoffentlich helfen. Doch die Hilfe kam nicht, die Überraschung wehrte nicht lange – kurz vor Ende des Krieges mussten die Polen eine weitere schwere Niederlage hinnehmen.
Streit um Narrationen
Der Warschauer Aufstand führt in Polen noch immer zu großen Kontroversen – was, so ganz nebenbei, Ausdruck der auf Geschichte fixierten polnischen Seele ist. Die Demarkationslinie ist schon seit Jahrzehnten klar: Der Aufstand sei kurz vor Kriegsende dumm und unnötig gewesen, dazu eine Gefahr für die einheimische Bevölkerung, so die Narration der Skeptiker. Der Aufstand sei Zeichen der Gegenwehr und Kraft sowie Kompensation für die Demütigungen gewesen. Ferner hätte man nicht absehen können, dass die Rote Armee nicht eingreifen würde, so die Befürworter.
Die zweite Narration gewinnt in den letzten Jahren immer größere Zustimmung in der Bevölkerung. Einer neusten CBOS-Umfrage entsprechend sind 61 Prozent der Befragten positiv gegenüber dem Warschauer Aufstand eingestellt, was 10 Prozentpunkte mehr als vor 20 Jahren ist.
Vertiefung der Aussöhnung
Auch in Deutschland wird der Kampf der Aufständischen gewürdigt. Heute eröffnete Präsident Bronislaw Komorowski zusammen mit dem deutschen Präsidenten Joachim Gauck im Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ in Berlin eine Sonderausstellung „Der Warschauer Aufstand 1944”.
Damit wird eine weitere Etappe in der Aufarbeitung der schwierigen deutsch-polnischen Geschichte bewältigt. Der Warschauer Aufstand, seine Hintergründe und sein Verlauf sind in Deutschland kaum bekannt. Somit geht die Geschichtsaufarbeitung jetzt noch stärker in die Tiefe und beschäftigt sich mit einzelnen Aspekten der Naziherrschaft, während früher der Fokus allgemein auf die Schreckensherrschaft der Deutschen und ihre Auswirkungen gerichtet war.