Das polnische Parlament hat sich mit einer knappen Mehrheit für ein neues Einspeisegesetz für die Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen ausgesprochen. Damit werden insbesondere Betreiber kleiner Anlagen bis 10 kW bevorzugt. Ein neues Verfahren für den Nachweis der Erzeugung des grünen Stroms soll diesen ab 2016 günstiger machen. Aber noch immer macht Kohle fast 90 Prozent der polnischen Stromerzeugung aus.
Durch diese Initiative soll der Anteil an regenerativen Energiequellen in der polnischen Stromerzeugung bis 2020 auf 15,5 Prozent steigen. Um dies zu erreichen, sollen vor allem kleine Anbieter gefördert werden. Anlage bis 3 kW bekommen für 1 kWh 0,75 Zloty (0,18 Euro) und ab 3 kW bis 10 kW zwischen 0,40 und 0,70 Zloty (0,1-0,17 Euro). Erzeuger die in den Genuss der Förderung kommen, können bis 2035 fünfzehn Jahre lang von den festen Tarifen profitieren. Damit soll ein großes Netz der Kleinerzeuger entstehen, das sich positive auf die Preise auswirken und diese Technologie etablieren solle.
Unternehmen, die ab 2016 in regenerative Energieträger investieren, werden von einem neuen Auktionssystem profitieren, das die grünen Zertifikate ersetzen wird. Das System der grünen Zertifikate existiert in Polen seit Ende 2005. Die Zertifikate bescheinigen dem Energieproduzenten, dass sein Strom aus regenerativen Energiequellen kommt. Denn Stromproduzenten sind in Polen dazu verpflichtet dem Verbraucher Ökostrom anzubieten. Im Jahre 2013 betrug der vorgeschriebene Anteil 10,9 Prozent. Der Besitzer von grünen Zertifikaten kann als Erzeuger von Strom aus regenerativen Energiequellen zusätzliche Einnahmen erzielen. Die Produzenten von Strom aus regenerativen Energiequellen bekommen für den Strom eine bestimme Menge an grünen Zertifikate, die unterschiedlich viel kosten. Die Menge und den Preis der jeweiligen grünen Zertifikate legt die Regulierungsbehörde für Energie fest. Die grünen Zertifikate können an der Energiebörse gehandelt werden. Falls nicht genügend Zertifikate zur Verfügung stehen, muss der Energieerzeuger Ersatzzahlungen leisten oder Strafen bezahlen.
Unternehmen, die ab 2016 Ökostrom anbieten, müssen sich vorher bei einer Auktion anmelden. Dadurch sollen die günstigsten Anbieter bevorzuge werden. Diese Unternehmen können dann den erzeugten Strom zu festen Preisen in das öffentliche Netz einspeisen. Damit sollen auch die regenerativen Energiequellen untereinander konkurrieren. Unternehmen, die bis Januar 2016 mit der Installation ihrer Anlagen beginnen, können weiterhin von den grünen Zertifikaten profitieren oder sich bei einer separaten Auktion für bestimmte Konditionen bewerben. Noch ist nicht klar, wie die Konditionen und die Volumina für das neue Verfahren aussehen werden. Denn das neue System wird in Polen noch kontrovers diskutiert. Mit einer ersten Auktion wird Mitte 2016 gerechnet.
Allgemein wird davon ausgegangen, dass langfristig die Rendite für regenerative Anlagen sinken wird. Der polnische Staat verspricht sich von der Systemumstellung Einsparungen von 7 Milliarden Zloty (ca. 1,75 Milliarden Euro) gegenüber dem System der grünen Zertifikate.
Fast 90 Prozent der Energie wird aus Kohle gewonnen
In den Jahren 2012/2013 wurde ca. 88,6 Prozent der elektrischen Energie aus Schwarz- und Braunkohle gewonnen. Etwa 80 Prozent des in Polen erzeugten Stroms aus regenerativen Energiequellen entfallen auf biologische Feststoffe und 8,2 Prozent auf flüssige Feststoffe (z.B. aus Pflanzenabfällen). Der Anteil der Windenergie beträgt 6 Prozent, der der Wasserenergie 2,5 Prozent und der der Solarenergie etwa 0,2 Prozent an der gesamten regenerativen Stromerzeugung.
Damit besteht ein großes Potenzial für regenerativen Energiequellen, insbesondere im Kontext der vergangenen Energiekrisen mit Russland. Doch bisher tritt die polnische Regierung eher als Bremser für ehrgeizigere regenerative Ziel auf der EU-Ebene auf. Anders als in Deutschland, fehlt in Polen eine strake Partei mit einem ökologischen Profil, um das Bewusstsein der Menschen für diese Thematik zu schärfen.