Abhörskandal: Verteidigungsminister wehrt sich

Nach neue Enthüllungen im Abhörskandal wehrt sich Verteidigungsminister Tomasz Siemoniak gegen Korruptionsvorwürfe. Ein Politiker der Linken soll angedeutet haben, es gebe Beweise für Korruption an höchster Stelle.

Es gibt neue Enthüllungen im Abhörskandal, der Polen vor rund einem Jahr in Aufregung hielt. Diesmal ist wieder ein Mitglied der Regierung betroffen, aber auch ein bekannter Politiker der Linken steht im Mittelpunkt. Die Zeitung Do Rzeczy berichtete gestern über die Abschrift eines mitgeschnittenen Gesprächs, die ihr vorliegt. Bei dem Gespräch soll es sich um einen fast fünfstündigen Gedankenaustausch zwischen Ex-Präsident Aleksander Kwasniewski und Ex-Innenminister Ryszard Kalisz handeln. Die Aufnahmen sollen im Oktober 2013 im Warschauer Restaurant Sowa gemacht worden sein. Kalisz war ein bekanntes Mitglied des Bundes der Demokratischen Linken (SLD). Kwasniewski stand der Partei immer nahe.

Im Gespräch soll Ryszard Kalisz gesagt haben, dass der Chef der Militärischen Gegenspionage (SKW) Beweise für Korruption in der Regierung habe. An der Korruption soll auch Verteidigungsminister Tomasz Siemoniak (Bürgerplattform, PO) beteiligt sein, möglicherweise auch jemand „noch höher als die Leitung des Ministeriums“.

Das SKW hat bereits abgestritten, dass es solche Beweise gebe. Der ehemalige Chef des Dienstes ließ sich zitieren, er habe nie mit Kalisz über solche Dinge gesprochen. Auch Verteidigungsminister Tomasz Siemoniak wies alle Vorwürfe von sich. Er habe schon Anzeige bei der Staatsanwaltschaft in Warschau gestellt, weil sein guter Ruf in Gefahr sei. Von Ryszard Kalisz forderte Siemoniak eine Entschuldigung. Dieser will sich zu den „illegal abgehörten Gesprächen“ bisher nicht äußern.