Ein in Afghanistan verwundeter Soldat der polnischen Armee hat vor Gericht eine zusätzliche Entschädigung von rund 350.000 Zloty (ca. 85.000 Euro) und eine monatliche Rente von 3.000 Zloty (ca. 690 Euro) erstritten. Das Urteil könnte zu einem Präzedenzfall werden, weil erstmalig einem Kriegsveteran eine solche Entschädigung zugesprochen wurde.
Der Prozess, bei dem die Staatsschatzkammer und das Verteidigungsministerium verklagt wurden, zog sich vor dem Bezirksgericht in Warschau seit 2014 hin. Geklagt hatte ein Angehöriger der Armee, der 2010 mit anderen Soldaten in Afghanistan verwundet worden war, als ihr Panzerfahrzeug auf eine Mine fuhr. Der Soldat erlitt drei Brüche an der Wirbelsäule und etliche Rückenmarkschädigungen. Nach langer Rehabilitation muss er weiter an Krücken gehen, größere Strecken legt er per Rollstuhl zurück.
Von den ursprünglich geforderten zwei Millionen Zloty sind ihm nun zusammen rund 350.000 Zloty Entschädigung zugesprochen worden. Außerdem gibt es rückwirkend ab 2013 genau 3.150 Zloty monatliche Rente für „die vergrößerten Bedürfnisse“. Entschädigung und Rente berechnen sich anhand der Kosten für Medikamente, Fahrdienste und Tagespflege. Bereits im Januar 2014 hatte der Soldat zwar rund 325.000 Zloty Entschädigung und eine Rente von knapp 4.500 Zloty vom Verteidigungsministerium erhalten. Jedoch argumentierte er, dass dieses Geld bald aufgebraucht sei. Nun darf er sich über weitere Zuwendungen freuen.
Weitere Gerichtsfälle wahrscheinlich
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, doch scheint niemand in Berufung gehen zu wollen. Die Richterin sagte in ihrer Urteilsverkündung, dass das Militär damals zwar ein halbe Stunde vorher geprüft hätte, dass der Weg für das Panzerfahrzeug frei gewesen wäre. Allerdings seien die Soldaten in Afghanistan nicht „privat unterwegs“, daher sei eine entsprechende Entschädigung für Verletzungen nur logisch.
Das Urteil könnte für einen Präzedenzfall sorgen. In einem ähnlichen Fall soll ab Oktober weiterverhandelt werden. Bisher sind in Afghanistan 43 polnische Soldaten und zwei weitere Armeeangehörige getötet worden. In Kampfhandlungen verletzt wurden fast 900 Soldaten und Zivilisten, davon knapp 400 schwer. Wer als polnischer Soldat verletzt aus Kampfhandlungen zurückkehrt, kann den Status eines „geschädigten Veterans“ beantragen und erhält finanziellen Beistand, Fahrkartenermäßigungen und Rentenzuschüsse.
Bild: Donald Tusk bei Trauerfeier in Afghanistan (2011) // (c) Kancelaria Premiera [CC BY-NC-ND 2.0] / Flickr