Amazon expandiert in den nächsten Monaten nach Polen und will Presseberichten zufolge fast 12.000 neuen Jobs schaffen. Doch geht es hier um neue oder um billigere Arbeitsplätze?
Eines kann man über Amazon nicht sagen, nämlich das Unternehmen sei unbekannt. Ganz im Gegenteil: Der Internetkonzern ist in jeder Hinsicht prominent – und polarisierend. Das 1994 vom Jeff Bezos gegründete Internetkaufhaus expandierte schnell zu einem der weltgrößten Unternehmen im Datennetz. Es revolutionierte die Art, wie wir einkaufen wie kaum ein anderes Unternehmen (Ebay könnte man hier noch nennen).
Zum Lebensgefühl der ersten tatsächlichen Internetgeneration (heute Anfang 30, meist Männer) gehörte es, die Einkäufe bei diesem zuverlässigen Internetgiganten zu erledigen – effizient, schnell und immer günstig. Doch dann geriet das börsennotierte Unternehmen in die Schlagzeilen. Die gemeine Presse berichtete über zu niedrige Löhne in deutschen Verteilzentren und schlechte Arbeitsbedingungen. Dagegen setzten sich einige Mitarbeiter des Konzern aus Seattle zur Wehr.
Billige Jobs?
Dabei ist das Unternehmen gerade wegen des günstigen Angebotes bekannt, das sicher Ursachen hat. Jetzt expandiert der Versandhändler nach Osten. Berichten polnischer Medien zufolge will Amazon in den nächsten drei Monaten ein neues Verteilzentrum bei Posen und zwei in Breslau errichten. Avisiert sind fast 12.000 neue Arbeitsplätze; wovon 4.500 Festeinstellungen und die weiteren Jobs zur Unterstützung des Weihnachtsgeschäftes geschaffen werden sollen. Mitarbeiter im Magazin werden demnach rund 625 Euro brutto und 450 Euro netto verdienen. Geht man von einem 8 Stunden Arbeitstag bei 22 Arbeitstagen im Monat aus, sind das rund 2,60 Euro netto die Stunde. Angekündigt hat der Konzern zudem Offenheit gegenüber Gewerkschaften in Polen.
Will das Unternehmen damit gen Osten expandieren oder lediglich Personalkosten einsparen? Das wird sich in naher Zukunft, wahrscheinlich im nächsten Weihnachtsgeschäft, zeigen. Bisher hat Amzon jedoch keine Entlassungen in Deutschland angekündigt; Befürchtungen werden in der deutschen Presse indes schon jetzt geäußert.
Gleichwohl kann man über Polen sagen, dass die Gewerkschaften gerade im privaten Sektor wesentlich weniger Einfluss haben als in Deutschland. Auch ist der Arbeitsmarkt „flexibler“, hire and fire somit an der Tagesordnung. Und die Stundenlöhne, die bei 2,60 Euro für Deutsche eher lächerlich anmuten, sind für polnische Verhältnisse anständig. Darüber hinaus hat das Internetunternehmen in Polen einen guten Ruf; Kritik aus dem Ausland dringt kaum in die nationale Debatte.