Gestern besprach Gesundheitsminister Arlukowicz Details einer Gesundheitsreform mit Premierminister Tusk. Einzelheiten sind bisher nicht an die Öffentlichkeit gelangt, doch ein großer Wurf scheint kurz vor den Wahlen zum Europaparlament unwahrscheinlich.
Gesundheitsminister Bartosz Arlukowicz traf sich gestern mit Premierminister Donald Tusk, so berichten heute polnische Medien. Dabei soll Arlukowicz ein Reformpaket für das polnische Gesundheitswesen vorgestellt haben. Einzelheiten sind aber bisher nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Das Ziel der Reformen soll jedoch die Optimierung des von der Bevölkerung überwiegend negativ bewerteten staatlichen Systems (Nationaler Gesundheitsfonds, NFZ) sein. Insbesondere sollen die langen Warteschlangen bei Fachärzten und für Operationen spürbar verkürzt werden. Dafür soll die Position des Hausarztes gestärkt werden.
Den Reformvorschlägen müsse Premierminister Tusk allerdings noch zustimmen, ferner müssten diese nachgearbeitet werden, erklärte ein Pressesprecher des Gesundheitsministeriums. Die Gespräche zwischen Tusk und Arlukowicz seien jedoch sehr gut verlaufen, sagte indes die Sprecherin des Premierministers Malgorzata Kidawa-Blonska. Arlukowicz‘ Vorschläge sollen nächste Woche der Öffentlichkeit präsentiert werden, führte sie aus.
Gesundheitswesen: Schwachpunkt der polnischen Sozialversicherung
Eine Reform im Gesundheitswesen ist dringend nötig, so sehen das die breite Öffentlichkeit sowie Kommentatoren und Gesundheitsexperten. Übergreifend wird kritisiert, das System sei unterfinanziert und nicht effektiv genug.
Erst kürzlich hat der Tod von Zwillingen in einem Krankenhaus in Wloclawek (Leslau) für medialen Aufruhr gesorgt. Mangelnde medizinische Versorgung wird in den Medien seither als Grund für die Tragödie genannt. Und das ist nur ein Beispiel einer Reihe von Affären und Problemen des polnischen Gesundheitswesens. So musste sich Arlukowicz Anfang des Jahres einem Misstrauensantrag im polnischen Parlament (Sejm) stellen.
Wird die nächste Woche vorgestellte Reform eine Optimierung des Gesundheitswesens nach sich ziehen? Ohne die Reformvorschläge zu kennen, kann eines vorab gesagt werden: Wenn kein zusätzliches Geld ins System kommt, dann wird sich kaum etwas ändern. Aber neue Mittel sind eher unwahrscheinlich, denn dazu müssten die Steuern oder die Beiträge zur Krankenversicherung angehoben (oder auf Kapitalerträge ausgeweitet) werden. Dies kann sich Premierminister Tusk kurz vor den Wahlen zum Europaparlament nicht erlauben.