Heute fand in Warschau die jährliche Gleichheitsparade statt. Mehrere tausend Teilnehmende starteten vom Parlament aus einen Marsch durch die polnische Hauptstadt, unter ihnen bekannte Politiker wie Ryszard Kalisz. Das Motto der Veranstaltung lautete „Verschieden, gleichberechtigt“, wichtigste Forderung war die Einführung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Eine kleine Gruppe Protestierender war zuvor auch vor die russischen Botschaft anlässlich der neuen anti-homosexuellen Gesetzgebung der Duma gezogen.
Staatspräsident Bronislaw Komorowski und Warschaus Stadtpräsidentin Hanna Gronkiewicz-Waltz (beide Bürgerplattform, PO) hatten die Schirmherrschaft für die Parade abgelehnt.
Gegenwind für Gronkiewicz-Waltz
Für Warschaus Oberbürgermeisterin wird es auch so ungemütlich: es wird eine Volksabstimmung über ihre Abwahl geben. Mehr als die benötigten 130.000 Unterschriften wurden dafür in kürzester Zeit gesammelt. Knapp ein Jahr vor dem eigentlichen Termin der Oberbürgermeisterwahl wird es also eng für die unbeliebte Politikerin. Fast alle Unzulänglichkeiten in der Hauptstadt werden ihr angelastet: Verkehrschaos, langsamer Metrobau, Fehler bei der Einführung des neuen Mülltrennungssystems in der Hauptstadt, steigende Mieten und wenig Wohnraum. Dazu kommt, dass Gronkiewicz-Waltz immer wieder für einen Eklat gut ist. Erst neulich schaffte sie es in alle Zeitungen, als sie sich weigerte, am Eingang zu den Gärten am Wilanow-Palast Eintritt zu bezahlen. Ein unerfahrener Wachmann hatte sie und ihre Gäste nicht erkannt und aufgefordert, eine Eintrittskarte für fünf Zloty (etwa einen Euro) zu kaufen. Weil er sich weigerte, die Stadtpräsidentin ohne eine solche Karte hineinzulassen, wurde sie ausfällig und drohte ihm.
Bei möglichen Nachfolgern in ihrem Amt fällt besonders oft der Name Ryszard Kalisz. Doch kampflos wolle sie ihren Posten nicht räumen, ließ Gronkiewicz-Waltz bereits verkünden.