Mehrere Umfragen und Analysen zur wirtschaftlichen Situation Polens zeigen an, dass prekäre Lebensverhältnisse und Armut sich weiter ausbreiten. Zum einen sind im letzten Halbjahr rund 400.000 Arbeitsplätze weggefallen, die Arbeitslosigkeit ist von ca. 8,5% auf über 11% gestiegen. In Polen arbeiten nur noch knapp 15 Millionen Menschen, über zwei Millionen sind offiziell arbeitslos gemeldet. Während ältere Arbeitnehmer und gut Ausgebildete noch relativ gut davonkommen, sind junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren mit fast 30% Arbeitslosenquote schwer gebeutelt. Dazu kommt, dass die Löhne dieses Jahr im Schnitt nur um rund 2,5% gestiegen sind – eine Steigerung, die bei einer jährlichen Inflationsrate in der gleichen Höhe zum größten Teil aufgefressen wird.
Das Wirtschaftswachstum könnte in diesem Jahr bei nur rund einem Prozent liegen, einige Experten sprechen gar von einer drohenden Rezession. 41% der Polen sind der Ansicht, dass es dem Land wirtschaftlich schlecht geht. Dazu kommt, dass im letzten Jahr rund 2,1 Millionen Polen (fast 7%) in extremer Armut lebten – darunter fast eine Dreiviertelmillion Kinder – und weitere fünf Millionen davon bedroht sind. Die Zahlen könnten dieses Jahr noch ansteigen.
Unmut nimmt zu
Zu den Wirtschafts- und Armutsdaten passend entwickeln sich auch die Zustimmungsraten für die polnischen Spitzenpolitiker: Nach einer aktuellen Umfrage vertrauen nur noch 33% der Polen Premierminister Donald Tusk (Bürgerplattform, PO), während ihm fast 50% nicht vertrauen. Die gleichen Werte hat übrigens Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski (Recht und Gerechtigkeit, PiS), der gerade im ganzen Land unterwegs ist. Noch vor einiger Zeit trauten die Polen Kaczynski am allerwenigstens, doch die stagnierende Wirtschaft scheint ihm in die Hände zu spielen.
Zugleich zeigt eine weitere Umfrage, dass immer weniger Polen die Transformation des Jahres 1989 positiv bewerten. Nur noch knapp 60% meinen, dass es „das wert war“, vier Jahre zuvor waren es noch 80%.