CBOS: Wahlen und Menschen

Die Polen haben laut einer CBOS-Umfrage Bronislaw Komorowski und Angela Merkel zu den beliebtesten Politikern gekürt. Einer weiteren Befragung nach vertraut ein überwiegender Teil der Bevölkerung den Ergebnissen der letzten Kommunalwahlen. Doch Umfragen sollten in Polen mit Vorsicht genossen werden.

Bronislaw Komorowski und Anna KomorowskaPräsident Bronislaw Komorowski ist der beliebteste nationale Politiker des Jahres in Polen. Dies ergab eine schon traditionell zum Jahresende durchgeführte CBOS-Umfrage. Demnach führt das polnische Staatsoberhaupt unangefochten mit 16 Prozent der Stimmen. An zweiter Stelle kommt dicht gefolgt mit 15 Prozent der ehemalige Premierminister und amtierende Präsident des Europäischen Rates Donald Tusk.

Danach kommt lange nichts – die dritte Position teilen sich Premierministerin Ewa Kopacz (Bürgerplattform, PO) und der Populist und Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski (Recht und Gerechtigkeit, PiS) mit drei Prozent der Stimmen. Überraschend an dem Ranking ist, dass 55 Prozent der Befragten keinen Politiker nennen konnten, der ihrer Meinung nach die meisten Sympathien verdient.

Damit hat in dieser Umfrage die Bürgerplattform mit Komorowski, Tusk und Kopacz klar die Nase vorne. Denn auch Komorowski, der wiederholt an der Spitze dieser alljährlichen Befragung steht, war viele Jahre einer der bekanntesten PO-Politiker und wird noch immer mit der Partei in Verbindung gebracht – obwohl der polnische Präsident eigentlich parteilos ist. Er scheint somit auch die für das kommende Jahr geplante Präsidentschaftswahl in der Tasche zu haben. Da ist es nur konsequent, dass Oppositionsführer Kaczynski nicht gegen ihn antreten will, sondern den chancenlosen Parteikollegen Andrzej Duda vorschickt.

An der Spitze im Ranking der international beliebtesten Politiker stehen zwei weit vorne: Angela Merkel nimmt mit 19 Prozent in dem konservativen Land den ersten Platz ein und Barack Obama mit zehn Prozent den zweiten. Danach kommt überraschend mit drei Prozent Wladimir Putin.

Wahlen doch fair

Fast 60 Prozent der Befragten halten die Ergebnisse der Wahlen der Landesparlamente, die im Rahmen der letzten Kommunalwahlen für Kontroversen sorgten, für glaubwürdig. Hingegen zweifeln knapp über 20 Prozent der Befragten an den offiziellen Werten. Mit diesem Ergebnis sorgt heute die zweite veröffentlichte CBOS-Befragung für Aufsehen.

Die geringste Glaubwürdigkeit erhalten die Wahlen von Nichtwählern, von denen fast 30 Prozent die Ergebnisse anzweifeln. Für Neuwahlen sind jedoch nur sechs Prozent der Befragten. Das meiste Vertrauen in die Wahlergebnisse haben die Wähler der Bürgerplattform (88 %) und des Bundes der Demokratischen Linken (SLD) (86 %).

Jedoch steht diese Umfrage im Gegensatz zur gefühlten Atmosphäre, in der Spitzenpolitiker der Opposition offen von Wahlfälschungen im großen Stil sprechen und Demonstranten des rechten Spektrums das Gebäude der Wahlkommission besetzten. Und tatsächlich sind gerade in Polen Umfrageergebnisse mit äußerster Vorsicht zu genießen.

Denn hier ist die Ungleichheit zwischen Arm und Reich weit größer als zum Beispiel in Deutschland. Und an den Umfragen nehmen tendenziell Menschen mit höherer Bildung und höherem Einkommen teil, die eine bestimmte Weltsicht und spezifische Interessen haben. Die Armen und Ausgeschlossenen, die einen großen Anteil in der Bevölkerung darstellen, beteiligen sich nicht an den Befragungen und stehen dem System sowie Institutionen wie Meinungsumfragen äußerst distanziert gegenüber.

Bild: Bronislaw Komorowski und Anna Komorowska // (cc) Lukas Plewnia / polen-heute.de [CC BY-SA 2.0] / Flickr