Polen, 11. Jun – 24. Jun 2012
UEFA Euro 2012 – der Tag danach in Polen ++ Kein Krieg auf der Straße – der russische sanfte Wind weht durch Warschau ++ General Slawomir Petelicki – ein unerwarteter Selbstmord.
UEFA Euro 2012 – der Tag danach in Polen
Die UEFAEuro 2012 nähert sich mit großen Schritten dem Finale und die polnische Fußballnationalmannschaft steht vor dem Worst-Case-Szenario: dem letzten Platz in der Gruppe und damit dem Ausscheiden aus der Meisterschaft. Der einzige Trost für Polen kann sein, dass die russische Fußballmannschaft ebenfalls die Gruppenphase nicht überstanden hat.
Doch wie geht es nun mit der polnischen Mannschaft weiter und wie sieht es mit dem Polnischen Fußballverband (PZPN) aus? Und wer wird der Fußballmanager der polnischen Vertretung sein? Charakteristisch für den PZPN ist seine geringe Akzeptanz in der Gesellschaft – die meisten Menschen glauben, dass der Fußballverband undurchschaubar und korrupt ist.
In diesem Zusammenhang ist das Verhalten der Führung des PZPN herausragend und trägt nicht dazu bei, ein positives Image der Organisation zu stabilisieren. Vor der Europameisterschaft in Polen kündigte der Präsident des PZPN Grzegorz Lato an, dass er von seinem Amt zurücktreten werde, falls die polnische Mannschaft die Gruppe nicht überstehen sollte. Jetzt sagt Lato, dass er so etwas nie gesagt hat.
Es ist auch nicht bekannt, wer der nächste Trainer der polnischen Nationalmannschaft sein wird. Franciszek Smuda hat die Mannschaft zur Meisterschaft geführt und ist immer noch der Trainer, da sein Vertrag mit dem Ende der Euro 2012 endet. Es ist bekannt, dass Lato die Zusammenarbeit mit Smuda nicht fortsetzen will. Außerdem sagte er, dass der nächste Fußballtrainer ein Pole sein sollte und nicht jemand aus dem Ausland.
Einige Namen sind in der öffentlichen Diskussion. Potenzielle polnische Kandidaten für den Posten sind Jerzy Engel, Waldemar Fornalik und Maciej Skorza, Kandidaten aus dem Ausland sind Berti Vogts und Sven-Goran Eriksson.
Zum Abschluss der UEFA Euro 2012 ist eines klar: Der Gewinner ist die Regierung – also die liberale Bürgerplattform (PO). Die letzte Umfrage von CBOS zeigt, dass die PO 32 Prozent der Stimmen erhalten würde – das sind 5 Prozent mehr als im Mai – wenn jetzt Wahlen stattfinden würden. Die konservative Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) käme auf 20 Prozent, die agrarische Polnische Bauernpartei (PSL) auf 6 Prozent, die Demokratische Linksallianz auf 9 Prozent und die linksliberale Palikot-Bewegung (RP) auf 3 Prozent.
Kein Krieg auf der Straße – der russische sanfte Wind weht durch Warschau
Jeder, der sich mit den polnisch-russischen Beziehungen auskennt, erwartete eine Katastrophe. Es begann mit der russischen Fußballnationalmannschaft, die das Hotel Bristol in Warschau buchte, das in unmittelbarer Nähe der Residenz des polnischen Präsidenten liegt – dem Ort der monatlichen Demonstrationen der PiS, die auf den „Anschlag“ auf das Präsidentenflugzeug bei Smolensk hinweisen wollen.
Doch die Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet; zwar gab es einige Auseinandersetzungen auf den Straßen Warschaus – vor allem beim Durchmarsch der russischen Fans vor dem Spiel Polen gegen Russland, doch das Ergebnis ist unter Vorbehalt zufriedenstellend. Am Ende wurden 180 Personen verhaftet, darunter etwa 20 Personen aus Russland.
Danach wurden Gerüchte gestreut, dass die russischen Fans eine gewalttätige Reaktion planen, aber bis jetzt wurden keine weiteren Vorfälle gemeldet. Darüber hinaus sind keine Belastungen der Beziehungen zwischen Polen und Russland auf politischer Ebene bekannt, die auf das Fußballereignis zurückzuführen wären.
General Slawomir Petelicki – ein unerwarteter Selbstmord
Ende der letzten Woche wurde General Slawomir Petelicki tot in der Tiefgarage des Wohnhauses, in dem er wohnte, aufgefunden. Neben ihm lag eine benutzte Waffe. Es wird allgemein angenommen, dass Petelicki sich selbst getötet hat – es gibt keine Hinweise auf ein Verbrechen -, aber es gibt auch andere Annahmen zum Tathergang und die Staatsanwaltschaft schließt kein Szenario aus.
Einige rechtskonservative Kommentatoren sind der Meinung, dass der Tod von Petelicki etwas mit seinem Wissen über den Transformationsprozess in Polen und seiner Bereitschaft, darüber zu sprechen, zu tun hat. Diese Abfolge von Ereignissen steht im Zusammenhang mit der Annahme, dass der Runde Tisch, der die Transformation einleitete, eine Verschwörung zwischen einigen Führern der Solidarnosc-Bewegung und dem ehemaligen Staatssicherheitsdienst (SB) war.
Jaroslaw Kaczynski, ehemaliger Ministerpräsident und Vorsitzender der größten Oppositionspartei Polens, erzählte auf einer Pressekonferenz, dass ihm vor nicht allzu langer Zeit eine bekannte Person in einem lockeren Gespräch gesagt habe, dass Leute, die über die wahre Rolle des SB in der Transformationszeit sprechen, Probleme in Form von Prozessen gegen sie bekommen usw. Und in diesem Zusammenhang wurde auch Petelicki erwähnt.