Verteidigungsminister Antoni Macierewicz sieht im Hinblick auf die Flugzeugkatastrophe bei Smolensk die Anschlagstheorie bestätigt. Russland verlangt Beweise für diese Annahme.
Wie Macierewicz am Samstag mitteilte, hätte die im Februar 2016 von ihm persönlich einberufene und mit der Neuuntersuchung der Absturzursache betraute Unterkommission bei ihrer Sitzung zwei Tage zuvor neue Unterlagen und Beweise vorgelegt, die „auf unbestreitbare Weise belegen, dass das Flugzeug in der Luft zerbrach“. Die Russische Föderation hätte daraufhin vermittels ihres Botschafters Sergej Andrejew um Vorlage dieses Materials gebeten, um eine Expertenanalyse vorzubereiten und gegebenenfalls ihrerseits eine erneute Untersuchung einzuleiten. Zudem hätte Tatjana Anodina, die Leiterin des Zwischenstaatlichen Luftfahrtkomitees (MAK) der GUS-Staaten, das auf russischer Seite den Ursachen des Flugzeugabsturzes nachging, um ein Treffen mit Kommissionsvertretern gebeten.
Nach Angaben des Ministers befasst sich die Unterkommission derzeit mit der Rekonstruktion des Ablaufs der Ereignisse und der „Wahrheit“ betreffend deren Ursachen. In diesem ersten Schritt ginge es auch darum, die Verantwortlichen auszumachen, wobei er nicht daran zweifle, dass die Tatsachen auch wirklich ans Licht kämen und die Schuldigen nach rechtsstaatlichen Grundsätzen die Konsequenzen ihres Tuns zu gewärtigen hätten – so Macierewicz.
Explosionen statt Flugfehler
Zu den wichtigsten bisherigen Erkenntnissen zählen demzufolge die Übereinstimmung des Untersuchungsberichts der polnischen Untersuchungskommission für Flugunfälle (KBWLLP bzw. „Miller-Kommission“) mit demjenigen der MAK, der Teilausfall des Flugzeugsystems (u.a. eines Triebwerks, eines Generators und zweier Höhenmesser) vor dem Aufprall auf den Boden und die Manipulation der „Black Boxes“ durch das Kürzen der Aufzeichnungen im Vergleich mit der russischen Fassung.
Während der offizielle, vom damaligen Innenminister Jerzy Miller in Auftrag gegebene Bericht das Unterschreiten der Mindesthöhe für den Sinkflug als Absturzursache anführt, sieht eine von Macierewicz selbst geleitete Gruppe von PiS-Abgeordneten den Absturz in einer eigenen, zuletzt im April vergangenen Jahres publizierten Stellungnahme ja bereits als Resultat mehrerer Explosionen (an der linken Tragfläche, dem Rumpf und in der Präsidentenkabine) an. Nach dem Willen des stellvertretenden Kommissionsvorsitzenden Kazimierz Nowaczyk sollen nun sowohl das Flugzeugwrack ausgegraben, als auch die Leichen der Opfer exhumiert werden.
Bild: Smolensk-Gedenktafel für Lech Kaczynski, Maria Kaczynska und die verunglückten PiS-Abgeordneten // (cc) Lukas Plewnia [CC BY-SA 2.0] / polen-heute.de, Flickr