Der geplatzte Reifen – Wer ist schuld?

Am Reifenplatzer des 7 BMW, in dem Präsident Andrzej Duda Anfang März unterwegs war, war wohl doch nicht die früher regierende Bürgerplattform schuld. Warum aber wurden die Prozeduren nicht eingehalten? 

Andrzej DudaAnfang März platzte ein Reifen der Limousine, in der der polnische Präsident Andrzej Duda saß. Niemandem ist etwas passiert, da am Fahrbahnrand keine Bäume wuchsen und der geschulte Sicherheitsbeamte geistesgegenwärtig reagierte. Mitglieder der klerikalen Rechten begannen schon kurz nach dem Unglück Verschwörungstheorien zu kolportieren, doch die Führung des Sicherheitsdienstes des Präsidenten (BOR) machte die Vorgänger, also die Bürgerplattform (PO), verantwortlich, da eingeführte Prozeduren in Verbindung mit der Nutzung der Reifen nicht den Herstellerempfehlungen entsprachen. Konkret geht es um die Nutzungsdauer der Reifen. Die Vorgängerregierung wurde verantwortlich gemacht, da BOR dem Innenminister unterstellt ist und dieser Posten noch vor einem halben Jahr mit einem PO-Politiker besetzt war.

Letzte Woche nun hatte eine der größten polnischen Zeitungen, Rzeczpospolita, enthüllt, dass das Fahrzeug mit einem Reifen unterwegs war, der eigentlich schon im Lager zur Entsorgung bereitstand. Es ergab sich wohl ein dringender Bedarf für den 7er BMW high security und neue Reifen wurden vom Produzenten noch nicht geliefert. Darüber hinaus enthüllten andere Medien, dass die Limousine in die polnischen Bergen unterwegs, allerdings mit fast vier Tonnen Gewicht und Hinterradantrieb dafür nicht geeignet war. Auch war die Fahrzeugkolonne, so zeigten Amateuraufnahmen kurz vor dem Unfall, sehr schnell unterwegs gewesen und behinderte den Verkehr enorm. Das lag an zeitlichen Restriktionen – der Präsident war zu spät dran. Und schließlich sei, so Experten, das Fahrzeug für eine derart lange Strecke, geplant waren rund 300 km, nicht ausgelegt. Sie diene nur für kurze Strecken. Für lange Strecken ist eigentlich das Flugzeug eingeplant. Die Limousine wird dann auf einem Anhänger zur Landeplatz gebracht und fährt den Präsidenten das letzte Stück zum Zielort.

Polnische Hierarchie

Heute wurde nun bekannt, dass die BOR-Führung, während sie am 10. März die Vorgängerregierung verantwortlich machte, schon seit zwei Tagen wusste, dass ein alter Reifen an das Auto montiert wurde. Zwar platzte nicht dieser, sondern ein anderer Reifen, doch handelt es sich hier um einen relativ großen Regelverstoß. Die Situation deutet auf eine Antwort der Frage hin: Warum wurden die Prozeduren nicht eingehalten?

Und zwar, so scheint es, zählen in Polen Prozeduren nicht viel. Missstände in der Regierung werden, wenn überhaupt, von nicht-staatlichen Medien aufgedeckt. Die führenden Köpfe betrachten Vorschriften als weit entferntes Richtmaß, an das man sich nicht unbedingt halten muss. So hat nach dem Umfall der BOR-Chef wohl wissentlich Fakten verschwiegen. Zahlt sich das aus? Als linientreuer Mitarbeiter kann man immer auf das Wohlwollen der Vorgesetzten zählen. So wurde die BOR-Führung bisher nicht entlassen und ein Rücktritt zeichnet sich hier auch nicht ab. Und mit solchen Verläufen wird die Kultur der Nichtbefolgung von Gesetzen und von geltenden Regelungen nur noch konsolidiert.

Bild: Andrzej Duda // (cc) Lukas Plewnia / polen-heute.de [CC BY-SA 2.0] / Flickr




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