Führende Politiker in Polen wünschen sich wegen der Ukraine-Krise eine größere Präsenz von NATO-Truppen im Land. Außenminister Radoslaw Sikorski sprach sich für zwei schwere Brigaden aus. Jaroslaw Kaczynski möchte aber nur US-Soldaten, keine Deutschen. Doch diese sind bereits in Polen aktiv.
Führende Politiker in Polen wünschen sich im Zuge der Ukraine-Krise eine verstärkte Präsenz von NATO-Truppen im Land. So formulierte es auch Außenminister Radoslaw Sikorski (Bürgerplattform, PO) bei einem Treffen mit seinen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier (Deutschland) und Laurent Fabius (Frankreich) in Weimar. Er forderte, dass am besten zwei schwere NATO-Brigaden in Polen stationiert werden sollten. Das wären bis zu 10.000 Soldaten.
Auch Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski (Recht und Gerechtigkeit, PiS) sprach sich auf einer Pressekonferenz für eine größere Drohkulisse gegenüber Russland aus. Seiner Meinung nach sollte aber besonders die engere Zusammenarbeit mit den USA im Vordergrund stehen. Am besten sollten amerikanische Soldaten nach Polen versetzt werden. Diese würde Russland auf gar keinen Fall angreifen. Unter keinen Umständen dürften aber deutsche Truppenverbände nach Polen kommen, fügte der ehemalige Regierungschef hinzu.
Kaczynski will keine Deutschen
Nach Kaczynski Meinung müssten erst „sieben Generationen“ vergehen, bis eine deutsche Truppenpräsenz in Polen wieder „zulässig“ sei. Auf Twitter antwortete Sikorski daraufhin, dass Kaczynski sich bewusst werden sollte, dass Deutschland ein Verbündeter sei und bereits deutsche Truppen in Bydgoszcz und Stettin stationiert seien. Kaczynski wiederum warf Sikorski vor, zu viel Zeit auf Twitter zu verbringen und seinen Job nicht ernsthaft zu verrichten. Dass Sikorski überhaupt noch Außenminister sei, deute auf die schwere Krise der Regierung Tusk hin, so Kaczynski. Offenbar hat er dabei verdrängt, dass Sikorski auch während seiner Regierungszeit schon ein Ministeramt bekleidet hatte. Sikorski war von 2005 bis 2007 Verteidigungsminister.
Ob wirklich mehr NATO-Soldaten nach Polen und Mittelosteuropa verlegt werden, könnte sich noch vor dem NATO-Gipfel in Wales im September entscheiden. Im Herbst könnten dann noch weitergehende strategische Veränderungen in der Ausrichtung des Nordatlantikpaktes beschlossen werden.