Polen – so der allgemeine Tenor von Politikern und Wirtschaftsexperten – ist relativ unbeschadet durch die Finanz- und Eurokrise gekommen. Tatsächlich hat sich der Bankensektor als stabil erwiesen und das Bruttoinlandsprodukt hat überzeugende Wachstumsraten gezeigt. Doch in den letzten Jahren ging es abwärts. Bis zum Ende des Jahres wird wieder eine Arbeitslosenquote von ca. 13% erwartet. Damit würde man auf den Wert vom Jahresanfang 2011 fallen, zwei Millionen Menschen wären dann offiziell arbeitslos.
Im Bankensektor haben über 5.000 Leute ihre Arbeit verloren oder werden sie demnächst verlieren. Die Banken rechnen trotz großer Gewinne mit einer baldigen Flaute auf dem Hypothekenmarkt. Auch die Insolvenz mehrerer Baufirmen, die ihre Kredite nicht zurückzahlen werden, werden wohl Löcher in die Bilanzen der Banken reißen. Bereits zwei Jahre nach Beginn der Finanzkrise im Jahre 2009 hatten über 6.000 Banker ihre Büros räumen müssen.
Eine weitere Hiobsbotschaft für die Regierung kam am Freitag von Fiat. Dort sind in der Fabrik in Tychy, einem Zentrum der Autoindustrie in Polen, ca. 1.500 Arbeitsplätze (1/3 aller Arbeitsplätze) in Gefahr. Der italienische Autobauer argumentiert mit dem einbrechenden Automarkt in Polen und Osteuropa. Zuletzt waren bereits Teile der Produktion nach Italien zurückverlegt worden. Gewerkschaftsfunktionäre haben die Verhandlungen mit Fiat aufgenommen. Die polnische Regierung, die bisher zu dem Vorgehen von Fiat geschwiegen hat, will sich am Dienstag mit dem Fall befassen. Dies hat der neue Wirtschaftsminister Janusz Piechocinski angekündigt.