Trotz beidseitigem gutem Willen schaffen es Polen und Russland trotz mehrerer Anläufe nicht ihr nachbarschaftliches Verhältnis zu normalisieren. Die polnische Botschafterin in Moskau in Moskau Katarzyna Pelczynskiej-Nalecz sagte Ende 2014 dazu, die Probleme des Westens mit Russland seien keine bilateralen polnisch-russischen Probleme, sondern Problem des Westens mit Russland, an deren Lösung Polen aktiv teilnehme. Dies ist sicherlich nur teilweise richtig.
Polen und Russland verbindet eine konfliktreiche Geschichte die bis heute nachwirkt und die die Politik mitbestimmt. Während es mit Deutschland einen erfolgreichen Aussöhnungsprozess gegeben hat, fand dieser mit Russland nie statt. Denn mit der zunehmenden Westintegration Polens verschlechterten sich die beidseitigen Beziehungen zusehends.
Dies hängt vor allem mit dem Selbstverständnis Russlands zusammen. Russland sieht sich als Befreier Osteuropas von der Nazidiktatur und besteht auf eine besondere historische und kulturelle Beziehung zu den ehemaligen Sowjetrepubliken. Für Polen sowie für die anderen osteuropäischen und vor allem baltischen Staaten, war Russland hingegen auch immer eine Besatzungsmacht, die den Verbleib dieser Staaten im Ostblock erzwang. Entsprechend orientierten sich diese Staaten an die westlichen ökonomischen und sicherheitspolitischen Strukturen (EU und NATO), um vor einer möglichen neuen russischen Aggression dauerhaft sicher zu sein. Russland hingegen deutet die Westintegration als Verrat, da es sich von der NATO getäuscht und bedroht fühlt.
Insbesondere seit dem Machtantritt Wladimir Putins bekommen diese Ängste von einem neuen russischen Hegemoniestreben neue Nahrung. Vor allem das russische Engagement in Südossetien, aber auch die Flugzeugkatastrophe von Smolensk verhinderten eine Normalisierung der gegenseitigen Beziehungen. Umso stärker versucht Polen daher die ehemaligen Sowjetrepubliken an die westlichen Strukturen zu binden, indem es Initiativen wie die Östliche Partnerschaft vorantreibt und sich als Demokratieförderer in seiner östlichen Nachbarschaft engagiert. Russland versucht hingegen die beiden ehemaligen Sowjetrepubliken Belarus und die Ukraine durch die Bildung der Eurasischen Union wieder stärker an sich zu binden. An diesem Konflikt zerbricht gerade die Ukraine.
Entsprechend scheint Russland an der Ukraine ein Exempel statuieren zu wollen, um zu demonstrieren, dass das Land bereit ist durch offene oder asymmetrische Kriegsführung einzugreifen, wenn es seine Interessen bedroht sieht. Damit möchte Putin vor allem ein Signal an die EU, USA und NATO senden, indem er demonstriert, dass Russland wieder eine Weltmacht ist und entsprechend seine Interessen vertritt. Gegenüber der EU möchte er zeigen, dass in seiner Nachbarschaft keine Politik gegen Russlands Interessen gemacht werden kann.
Zu dieser Erkenntnis kam auch die deutsche Kanzlerin Merkel, indem sie immer wieder betont, dass es eine europäische Sicherheitsstrategie nicht ohne Russland geben könne. Noch ist aber nicht absehbar, ob es infolge der aktuellen Ereignisse in der Ukraine zukünftig eine vertrauensvolle und konstruktive gemeinsame Nachbarschaft überhaupt noch geben kann. Dabei wird sich auch entscheiden, ob es in Zukunft eine Normalisierung der polnisch-russischen Beziehungen geben kann. Denn wie bereits die polnische Botschaftern in Kreml Katarzyna Pełczyńskiej-Nałęcz sagte, die polnisch-russischen Probleme sind vor allem die westlich-russischen Probleme.