Die Einschaltquoten sinken

Die zwei Hauptprogramme des Polnischen Fernsehens (Telewizja Polska) TVP1 und TVP2 ziehen immer weniger Zuschauer vor die Fernseher. In der Vergangenheit waren sie traditionell die größten Fernsehmagneten vor den privaten Konkurrenten Polsat und TVN. Seit Anfang des Jahres ist Jacek Kurski Direktor von TVP.

In der Woche vom 16. bis zum 22. November 2015 hatte TVP1 einen Marktanteil von 14,13 Prozent. Im letzten Wochenbericht für den Zeitraum 24.04. – 01.05 waren es dann lediglich 9,58 Prozent. Dieser Wert ist zugleich der niedrigste seit Beginn der telemetrischen Aufzeichnungen in Polen. Im ganzen Monat April hatten TVP1 und TVP2 sogar zusammengezählt mit 13,5 Prozent, also einen minimal kleineren Marktanteil als der private Fernsehsender Polsat, welcher 13,6 Prozent der Zuschauer für sich gewinnen konnte. Ein weiterer Konkurrent auf dem polnischen Fernsehmarkt, tvn, hatte sogar einen Anteil von 13,9%. (Quelle: www.wirtualnemedia.pl)

Jacek Kurski wird Direktor von TVP

Anfang Januar wurde ein umstrittenes Mediengesetz verabschiedet, das auch in Brüssel auf heftige Kritik stieß. Diese Reform führte nämlich dazu, dass die Führungskräfte von TVP dem Schatzminister unterstellt wurden. Man befürchtete also eine direkte Abhängigkeit von der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Das führte anschließend zur Einsetzung von Jacek Kurski zum Direktor des Senders.

Was folgte waren schlagartige Entlassungen langjähriger Journalisten und Moderatoren. Ein sichtbares Zeichen war die Änderung des Hintergrundbildes in den Abendnachrichten. Statt der Milleniumsuhr auf dem Kulturpalast (dieser war ein „Geschenk“ der Sowjetrepubliken an das polnische Volk aus den 1950er Jahren, auch bekannt als „Stalinstachel“) sieht man nun die kleinere Version der Uhr auf dem Turm des Königsschloßes.

Jacek Kurski sollte die polnischen Medien in eine bessere Zukunft führen. Was folgte war jedoch ein rasanter Fall der Einschaltquoten. Mit zum Teil schwer nachvollziehbaren Erklärungen versucht er die Politik davon zu überzeugen, dass die Messungen nicht der Wahrheit entsprechen würden und alles in bester Ordnung sei.

Kreativität ist nun gefragt

Es bleibt abzuwarten welche Reaktionsstärke die neuen Führungskräfte des Polnischen Fernsehens aufbieten können. Eines ist jedoch klar – die polnische Medienwelt besteht nicht mehr nur aus einem Programm. Jetzt muss man um jeden Zuschauer kämpfen und wenn diesem das Programm nicht gefällt, dann nimmt er die Fernbedienung in die Hand und schaltet entweder das Programm um oder knipst den Fernseher einfach aus. Man muss heutzutage viel Kreativität an den Tag legen, um den Zuschauer zu binden. Ansonsten geht er vor lauter langeweile auf die Straße.

Bild: Übertragungswagen des polnischen Fernsehens // (cc) Lukas Plewnia [CC BY-SA 2.0] / polen-heute.de/Flickr