Eklat um Theaterstück

Ein Theaterstück in Breslau hat wegen angeblicher Pornographie für Wirbel gesorgt. Kulturminister Glinski wollte die Premiere verhindern. Dafür geriet er unter Zensurverdacht. Doch den Streit mit einer kritischen Moderatorin scheint er gewonnen zu haben.

Polnische FlaggeIn Polen sorgt ein Theaterstück, das am Samstag in Breslau Premiere feierte, für Wirbel. „Der Tod und das Mädchen“ wurde mit pornographischen Szenen und Sexualakten auf der Bühne angekündigt. Angeblich sollen sich Schauspieler geweigert haben, das Stück zu spielen, weshalb Pornodarsteller engagiert wurden.

Das hat Kulturminister Piotr Glinski (Recht und Gerechtigkeit, PiS) auf den Plan gerufen, der einen Brief an den niederschlesischen Wojewoden geschickt hat. Darin enthalten ist ein Appell, die Vorbereitungen für die Premiere zu stoppen. Das wiederum hat dem Minister den Vorwurf der Zensur eingehandelt.

Streit mit kritischer Moderatorin

Am Ende feierte das Stück in Breslau Premiere, zu Sexszenen kam es wohl nicht. Doch Kulturminister Glinski musste sich im Fernsehen die Frage gefallen lassen, ob Artikel 73 der polnischen Verfassung (Freiheit der Kunst) noch gelte. Daraufhin kam es zu einem scharfen Wortwechsel mit der Moderatorin Karolina Lewicka. Glinski warf der Moderatorin und dem Sender vor, Propaganda zu betreiben. Er drohte sogar damit, dies zu beenden, weil „Fernsehen so nicht funktionieren soll“. Lewicka wiederum betonte, es handle sich nicht um eine Pressekonferenz, sondern der Minister müsse die gestellten Fragen beantworten.

Für den Moment scheint Minister Glinski den Streit gewonnen zu haben. Die Ethikkommission des Fernsehens befasst sich nun mit dem Fall. Lewicka wurde bereits verhört. Bis zur Klärung darf sie ihr Sendeformat nicht weiterführen. Die Fernsehchefs scheinen damit vor der Regierung einzuknicken. Piotr Glinski durfte derweil im Radio verkünden, dass das Theaterstück eine gewollte Provokation zur Spaltung der Gesellschaft gewesen sei. Die Kultur solle stattdessen das Polentum in der Welt verbreiten.

Bild: Polnische Flagge // (cc) Lukas Plewnia [CC BY-SA 2.0] / polen-heute.de