Der erste September ist in der polnischen Geschichte ein ganz besonderer Tag. Vor genau 74 Jahren überfiel Hitlerdeutschland Polen und begann den Zweiten Weltkrieg, in dessen Verlauf über 50 Millionen Menschen ihr Leben ließen. Im Verlauf des Krieges wollten die Nazis „unwertes Leben“ in ganz Europa vernichten, darunter Homosexuelle, Behinderte und Kranke. Sie haben politische Gegner wie Kommunisten und Sozialdemokraten verfolgt und umgebracht. Sie haben mit den Juden eine ganze Religionsgemeinschaft mit über sechs Millionen Menschen industriell zu vernichten versucht. Die slawischen Länder mussten einen fast unvorstellbaren Blutzoll für die Mordlust der Faschisten zahlen.
Genau deshalb wird der Gedenktag des Kriegsbeginns in Polen traditionell mit großen Veranstaltungen begangen. Hierbei bilden besonders die Westerplatte bei Danzig und die Stadt Mlawa die Kulissen.
Gedenken in ganz Polen
An der Westerplatte eröffnete das deutsche Linienschiff SMS Schleswig-Holstein mit Kanonenschüssen offiziell den Angriff auf Polen – zuvor hatte es aber bereits einen Fliegerangriff auf die Stadt Wielun gegeben. Das Munitionsdepot auf der Westerplatte wurde von polnischen Soldaten fast sieben Tage lang verteidigt, ehe sie kapitulieren mussten. Die Schlacht bei Mlawa vom 01. bis 03. September ist die erste größere Feldschlacht zwischen Wehrmacht und polnischer Armee gewesen. Nach dem Sieg der Deutschen stießen diese weiter ins polnische Kernland vor.
In Mlawa hatte bereits gestern Präsident Bronislaw Komorowski des Krieges und seiner Opfer gedacht. Dabei sagte er, dass Polen am Ende der 1930er-Jahre politisch und militärisch zu schwach gewesen sei, um sich besser verteidigen zu können. Zugleich erinnerte er auch an die Solidarnosc-Bewegung, die Polen nach Krieg, Besatzung und Kommunismus die Unabhängigkeit wiedergegeben hätte – vor 33 Jahren, am 31. August 1980, waren die Augustabkommen zwischen kommunistischer Regierung und Opposition geschlossen worden. Mit den Abkommen wurden Lohnerhöhungen durchgesetzt, die Zensur gelockert und unabhängige Gewerkschaften erlaubt – der erste Schritt zur Gründung der Solidarnosc.