Feierlichkeiten zum 69. Jahrestag des Warschauer Aufstandes

Vor 69 Jahren begann der Warschauer Aufstand (nicht zu verwechseln mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto ein Jahr zuvor). 1944 versuchten die Heimatarmee und große Teile der übriggebliebenen Warschauer Zivilbevölkerung Warschau vom Joch der Nazibesetzung zu befreien. Über knapp zwei Monate, vom 01. August bis zum 03. Oktober 1944, erschütterten schwere Kämpfe die Weichselmetropole, ehe die Polen kapitulieren mussten. Die wenige Unterstützung der westlichen Alliierten und der Sowjetunion konnte das Blatt nicht zu Gunsten der Aufständischen wenden. Über 150.000 Zivilisten und 20.000 Soldaten starben auf polnischer Seite, die Nazis verloren etwa 1.500 Soldaten.

Der Warschauer Aufstand ist trotz seines verheerenden Verlaufs sehr zentral im nationalen Gedächtnis Polens verankert. Es gilt als eines der wichtigsten Ereignisse in der jüngeren Geschichte. In der ganzen Stadt fanden daher heute Feierlichkeiten statt, alle wichtigen Politiker besuchten die zentralen Friedhöfe, Denkmäler und weiteren Orte des Gedenkens in Warschau. Präsident Komorowski etwa legte Blumen auf dem Powazki-Friedhof nieder, Sejm-Marschallin Ewa Kopacz nahm an einer Zeremonie vor dem Denkmal für den Polnischen Untergrundstaat und die Heimatarmee teil.

Bartoszewski kritisiert den „Mob“

Für Aufsehen sorgte indes ein Interview des bekannten und hochgeachteten Geschichtsprofessors und Ex-Außenministers Wladyslaw Bartoszewski. Der 91-jährige ehemalige KZ-Auschwitz-Häftling, der auch am Warschauer Aufstand teilgenommen hatte, kritisierte scharf gewisse Vorkommnisse aus den Vorjahren. Das Verhalten vieler Teilnehmer habe ihn dazu bewegt zu erwägen, erstmalig seit 1945 seine Teilnahme an dem Gedenken abzusagen. In den Vorjahren waren Vertreter der rechtsliberalen Regierungspartei Bürgerplattform (PO) oftmals mit Pfiffen und Buhrufen bedacht worden, während Politiker der rechtsklerikalen Recht und Gerechtigkeit (PiS) bejubelt wurden. An einigen Orten sind auch Nationalisten und Neofaschisten aufmarschiert und haben die Feiern gestört. Dieser „Pöbel“ verhalte sich den gefallenen Soldaten und Zivilisten gegenüber ungebührlich, so der Historiker.

Rechte Politiker kritisierten Bartoszewski für diese Aussage und forderten eine Entschuldigung für die harte Wortwahl. Der wiederum stellte klar, er wolle niemanden wegen anderer politischer Ansichten beleidigen, sondern nur das unangemessene Verhalten gewisser Leute kritisieren. An den diesjährigen Feierlichkeiten nahm Bartoszewski dann doch teil.