Der ehemalige Justizminister Jaroslaw Gowin (Bürgerplattform, PO), der erst vor knapp anderthalb Monaten seinen Posten verloren hat, geht in die Offensive. Erst vor rund zwei Wochen hatte er einen Brief an alle Parteimitglieder geschrieben, in dem er die Politik der eigenen Partei kritisch beleuchtete. Darin warf er besonders Ministerpräsident Donald Tusk Fehler vor, während er seine eigene Arbeit positiv einschätzte. Offensichtlich bereitet sich Gowin auf eine Kandidatur für den Parteivorsitz vor. Noch in diesem Jahr wird der neue Parteivorsitzende gewählt – zurzeit nimmt Donald Tusk diesen Platz ein.
Gowin wird dem konservativen Flügel der PO zugerechnet, der in letzter Zeit immer wieder in Konflikt mit Tusk geriet – unter anderem in der Frage der eingetragenen Partnerschaften.
21 Fragen für das neue Parteiprogramm
Nun hat Jaroslaw Gowin eine Internetplattform vorgestellt, auf der alle Interessierten 21 Fragen beantworten können. Die Antworten sollen einen Überblick geben, wie die Anhänger und Sympathisanten der PO zu bestimmten politischen Themen, von weiteren Privilegien für Familien mit vielen Kindern bis zum Flatrate-Steuersystem, stehen. Im Anschluss an die elektronische Befragung wird jedem Teilnehmer die Übereinstimmung mit Gowins Antworten angezeigt.
Gowin zeigte sich überrascht über den Ansturm auf die Webseite www.jakaplatforma.org, die innerhalb weniger Stunden schon mehr als 25.000 Umfrageteilnehmer verzeichnete. Seiner Ansicht nach sei das Interesse an der Programmdebatte auch ein gutes Argument dafür, dass er für den Parteivorsitz in den Ring steigen solle. Auch von Seiten der Partei kam größtenteils Lob für den Vorstoß des nicht immer bequemen Parteikollegen; bemängelt wurde höchstens, dass die Partei erst aus den Medien von dem Projekt erfuhr.