Gesundheitsminister Bartosz Arlukowicz beschrieb heute auf einer Pressekonferenz einen Reformentwurf für das polnische Gesundheitssystem: Das zentralistische System mit dem Nationalen Gesundheitsfonds (NFZ) soll umfassend reformiert werden. Die regionalen Ableger in den einzelnen Wojewodschaften würden dann weitgehend autonom agieren können und mitunter ein eigenes Budget aufstellen dürfen. Die Zentralverwaltung wird somit abgeschafft und durch eine Behörde ersetzt, die lediglich die regionalen Gesundheitsfonds beaufsichtigen soll. Auch soll die Leistungsbewertung in Zukunft durch eine unabhängige Institution durchgeführt werden und nicht mehr vom NFZ selbst. Darüber hinaus sollen besonders gute und effektive Krankenhäuser Vorteile erhalten sowie grundsätzliche Planungsaufgaben auf die regionale Ebene verschoben werden.
Bisher hat Polen ein zentrales Gesundheitssystem mit einem Fonds – nicht zu vergleichen mit dem deutschen System, in dem viele Krankenkassen um die Versicherten konkurrieren. Der NFZ hat einen eher schlechten Ruf, die Patienten klagen über lange Wartezeiten; immer wieder kommt es zu Skandalen und Todesfällen, die auf die Struktur oder Unterfinanzierung des Systems zurückgeführt werden können. Erst Anfang März berichteten die Landesmedien über ein Kleinkind, das infolge einer Grippe sterben musste. Der Tod wäre wahrscheinlich vermieden worden, wenn der Krankenwagen einige Stunden früher ausgerückt wäre.
Wird nun vieles besser und die Reform zu einem großen Wurf? Das ist aufgrund der Komplexität des Systems schwer zu beurteilen. Die Unterfinanzierung wird des Öfteren als Grund für viele Probleme benannt – eine bessere finanzielle Ausstattung wurde jedoch nicht angekündigt. Auch steht die endgültige Reform noch nicht fest, da Arlukowicz seinen Vorschlag heute erst zur Diskussion stellte. Ein langer Weg ist es somit noch bis zur Verabschiedung im Parlament und der Unterschrift des Präsidenten.