Hooligans terrorisieren Polen

Polnische Hooligans sorgen wieder einmal für Schlagzeilen: Zum einen sind am Sonntag Pseudo-Fußballfans des Vereins Ruch Chorzow am Strand von Gdingen in eine Schlägerei mit mexikanischen Matrosen verwickelt gewesen. Zwar hat das zuständige Gericht heute drei Haftbefehle der Staatsanwaltschaft abgewiesen, doch deutet vieles darauf hin, dass die Hooligans für den Ausbruch der Gewalttätigkeiten verantwortlich waren. Sie sollen bereits vorher lange Zeit die Gäste am Strand terrorisiert haben. Weil die Polizei nur in Zivil vor Ort war und nicht eingeschritten ist, sind mehrere Disziplinarverfahren gegen Beamte eingeleitet worden.

Zum anderen hat ein Transparent, dass Anhänger des polnischen Vereins Lech Posen im Europapokal-Qualifikationsspiel hissten, für einen zwischenstaatlichen Eklat gesorgt. Beim Heimspiel gegen den litauischen Verein Zalgiris Vilnius war im Stadion der Spruch „Litauischer Flegel, knie nieder vor dem polnischen Herrn“ zu lesen. Diese offene Zurschaustellung einer Herrenmenschenideologie, die auf die wechselhafte gemeinsame Geschichte der beiden Länder verweist, hat gerade in Litauen für viel Aufsehen gesorgt. Die Polizei gab an, nun Verantwortliche auf Videoaufzeichnungen erkannt zu haben. Kritik wurde an den Fußballvereinen geübt, weil sie immer wieder Täter schützen und Ermittlungen behindern würden. Besonders Lech Posen und Legia Warschau sind für ihre gewaltbereiten, rechtsradikalen Anhänger bekannt.

Politik fordert hartes Durchgreifen

„Das Gewaltmonopol hat der Staat, nicht irgendwelche Banditen“, sagte Innenminister Bartlomiej Sienkiewicz (Bürgerplattform, PO) nach der heutigen Kabinettssitzung. Zugleich präsentierte er Zahlen zum Kampf gegen Hooliganismus in den letzten Jahren. So sollen seit 2011 rund 1.000 Personen verhaftet worden sein. Unter den rund 2.000 Anklagen sind Drogendelikte (500), Diebstahl (200) und die Teilnahme an Schlägereien (200) die Spitzenreiter, 14 mal sollen Hooligans wegen Mordes angeklagt worden sein.

Die rechtsklerikale Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) forderte umgehend eine Null-Toleranz-Politik von der Regierung. Diese sei, als Lech Kaczynski noch Justizminister gewesen war, sehr erfolgreich gewesen. PiS schlägt vor, das Zentrale Ermittlungsbüro (CBS) bei Ermittlungen im Stadion einzuschalten. PO-Politiker halten dagegen, dieses solle nur bei Schwerverbrechen die Ermittlungen übernehmen. Beide Parteien werfen sich gegenseitig vor, im Kampf gegen Hooligans großen Worten keine Taten folgen zu lassen.