In einer kleinen Ortschaft im Süden Polens trafen sich heute Jaroslaw Kaczynski und der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban. Das mehr als sechs Stunden dauernde Treffen war „inoffiziell“ – die Regierungssprecher beider Länder bestätigen die Begegnung nicht. Die besprochenen Themen sind ebenfalls nicht bekannt, es wird aber vermutet, es habe sich um eine gemeinsame Stellungnahme gegenüber London gehandelt.
Pole und Ungar sind zwei Brüder – sagt ein altes, polnisch-ungarisches Sprichwort. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern waren über Jahrhunderte gut und nun kann es wieder zu einer Annäherung auf politischer Ebene kommen. Besonders auch deswegen, da die aktuelle Regierung ähnliche Interessen wie die von Orban vertritt.
In der kleinen Ortschaft Niedzica in den Pieninen (nordöstlich von der Tatra) trafen sich heute informel der Vorsitzende der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) Jaroslaw Kaczynski und der ungarische Premierminister Viktor Orban. Weitere Politiker waren an den Gesprächen nicht beteiligt. Das Treffen fing gegen 11 Uhr an als der ungarische Politiker in Niedzica ankam und es dauerte über sechs Stunden. Über das inoffizielle Treffen informierte zunächst eines der größten Nachrichtenportale in Ungarn.
Ziel des Treffens nicht bekannt
Den ungarischen Nachrichten zufolge hat PiS Orban nach Polen eingeladen. Am Treffen hätte auch Orbans polnische Amtskollegin, Beata Szydlo teilnehmen sollen. Als Quelle nannte das Nachrichtenportal Mitglieder der ungarischen Regierung. Das Treffen hat auch ein PiS-Politiker gegenüber der Polnischen Presseagentur (PAP) bestätigt. Über die Begegnung soll in den letzten Tagen die Parteiführung gesprochen haben. Eigentlich sollte das Treffen in dem Schloss in Niedzica stattfinden, die Politiker haben sich stattdessen dann aber für eine Pension entschieden.
Die besprochenen Themen sind nicht bekannt. In den ungarischen Medien sind aber Vermutungen aufgetaucht, nach denen die beiden Politiker eine gemeinsame Stellungnahme gegenüber London besprechen wollten. Es ginge dabei um die geplanten Gespräche Orbans mit dem britischen Premierminister David Cameron über die Kürzungen der Sozialleistungen in Großbritannien für EU-Bürger.
Pawel Zalewski, Abgeordneter der Bürgerplattform (PO), vermutet dagegen, die Gespräche hätten auch die Erfahrung Orbans in der Vertretung ungarischen Interessen auf der EU-Bühne betreffen können, ohne dabei ein zu großes Risiko eines innereuropäischen Konfliktes einzugehen.
Doch das Treffen zeigt auch, wer in Polen wirklich das Sagen hat – Präsident Andrzej Duda und Premierministerin Beata Szydlo werden zu Strohmännern degradiert.
Bild: Viktor Orban // (cc) Grzegorz Roginski/KPRM [CC BY-NC-ND 2.0] / Flickr