An Fronleichnam bezeichnete der Erzbischof von Warschau Kazimierz Nycz den Ausgang des Referendums in Irland als Bedrohung für Polen. Auch weitere Erzbischöfe kritisierten an dem katholischen Hochfest Formen des Zusammenlebens, die gegen Grundsätze dieser Glaubensrichtung verstoßen. Damit sind die Kirchenvertreter auf einer Linie mit der Regierung. Kann hier mit einer Modernisierung des Landes gerechnet werden?
In einer landesweiten Abstimmung im Mai sprach sich eine deutliche Mehrheit der Iren für die Homo-Ehe aus. Damit ist Irland weltweit der erste Staat, der durch ein Referendum dieses Partnerschaftsmodell legalisiert und damit auf die gleiche Stufe mit der traditionellen Ehe stellt.
Dies wird im katholischen Polen als Bedrohung angesehen. Warum? Einige Medien berichten, Irland sei ein Beleg dafür, dass ein erzkatholische Land sich innerhalb weniger Jahre hin zur modernen und weltoffenen Gesellschaft wandeln kann. Damit brächen Dämme, eine Jahrtausende alte Glaubenslehre wanke innerhalb kürzester Zeit, sie verliere rapide an Einfluss und Macht.
Und warum ist das erst jetzt Thema in Polen? Gestern feierte das Land Fronleichnam, ein katholisches Hochfest. Damit übernahm der Klerus die Deutungshoheit. „Das letzte Referendum in Irland im Bereich der eingetragenen Lebensgemeinschaften des gleichen Geschlechtes, aber insbesondere sein Ergebnis in einem so katholischen Land, noch vor 30 Jahren, sind eine ernste Warnung für ganz Europa. Schwestern und Brüder, wird sollten demütig sein und sagen, dass dies auch eine Warnung für unsere Heimat ist“, sagte gestern Kazimierz Nycz, Erzbischof von Warschau, während einer Predigt in der polnischen Hauptstadt.
Der Danziger Erzbischof Slawoj Leszek Glodz richtete seine Kritik auf die Gleichheitsparade, die Ende Mai dieses Jahres das erste Mal in der Ostseestadt organisiert wurde. Die Gleichheitsparade wurde in Polen das erste Mal 1998 in der Hauptstadt Warschau durchgeführt. Die jährliche Demonstration tritt für Gleichberechtigung und Toleranz für LGBT ein. Die erste Gleichheitsparade in Danzig sei eine Provokation und aggressive Demonstration, die gegen die polnische Familie und die gesellschaftliche Ordnung gerichtet sei, sagte Glodz während seiner Predigt vor tausenden Gläubigen. Dies würde die Werte beleidigen, die Katholiken, also die Bewohner der polnischen Heimat, vertreten.
In Krakau wetterte hingegen Erzbischof Stanislaw Dziwisz gegen die In-Vitro-Fertilisation und gegen die Konvention gegen häusliche Gewalt. An den Festlichkeiten nahm der neugewählte Präsident Andrzej Duda teil, der als frommer Katholik bekannt ist und wahrscheinlich sein Amt dahingehend ausrichten wird.
Eingetragen Partnerschaften und die Regierung
Die Regierung ist dabei auf Linie mit den Erzbischöfen und dem zukünftigen Präsidenten Duda, denn eine Gesetzgebung zum Thema eingetragene Partnerschaften existiert in Polen nicht. Zwar hat die regierende Bürgerplattform (PO) seit dem Beginn ihrer Regierungszeit im Jahre 2007 immer wieder die Einführung eines solchen Gesetzes angekündigt, doch bisher ist nichts passiert. Nun kündigte die Premierministerin Ewa Kopacz für den Anfang der nächsten Legislaturperiode ab Herbst 2015 eine Gesetzesinitiative an, doch scheint die Regierung hierbei jegliche Glaubwürdigkeit verloren zu haben.
Daher wäre sogar bei einem PO-Wahlsieg, der jetzt immer unwahrscheinlicher wird, eine rechtliche Regulierung fraglich. Als nächster Faktor muss Andrzej Duda genannt werden, der im August sein Amt als Präsident antritt und ein solches Gesetz mit Sicherheit mit seinem Veto belegen würde. Ungewiss bleibt auch, ob ein Gesetz für eingetragene Partnerschaften auch homosexuelle Paare umfassen würde.
Bild: Kazimierz Nycz (Mitte) am Tag der Drei Könige // (cc) Lukas Plewnia / polen-heute.de [CC BY-SA 2.0] / Flickr