Am 25. Mai sind in Polen Wahlen zum Europaparlament. Janusz Korwin-Mikke, der von einigen als „Politclown“ bezeichnet wird, von anderen als radikaler Rechter, hat bessere Chancen denn je. Ein Wahlerfolg wird von Kommentatoren jedoch als unwahrscheinlich bewertet.
Der Wahlkampf zum Europaparlament steht an, die EU-Abgeordneten werden zum achten Mal gewählt. In Polen sind die Wahlen umso wichtiger, da sie dieses Jahr mit dem zehnjährigen Jubiläum des Beitritts Polens in die EU zusammenfallen. Insgesamt werden 751 Europa-Abgeordnete gewählt, davon 51 in Polen. Dabei ist eine altbekannte Weisheit, dass sich in Krisenzeiten konservative Politiker mehr Gehör in der Gesellschaft verschaffen. Nun ist es auch in Polen nicht anders. Ein gutes Beispiel dafür ist die Wiederauferstehung des Kongresses der Neuen Rechten (KNP) mit dem Vorsitzenden Janusz Korwin-Mikke.
Der KNP-Vorsitzende ist fast jedem polnischen Bürger bekannt. Er war schon im Kommunismus ein aktiver Oppositioneller, der sich nach der Wende auf der politischen Szene etablierte. Korwin-Mikke hat sechzehn Mal bei Parlamentswahlen kandidiert. Im Jahre 1991 hat er es das einzige Mal in den Sejm (erste Kammer des pol. Parlamentes) geschafft. Seitdem hat er noch 1993, 1997, 2001 und 2004 bei den Parlamentswahlen kandidiert – allerdings erfolglos. Außerdem hat er bei den Präsidentenwahlen (1995, 2000, 2005, 2010) jedes Mal zwischen 1,43 Prozent und 2,48 Prozent der Stimmen geholt. 1987 gründete er die „Bewegung für Realpolitik“, die nach der Wende Union der Realpolitik (UPR) hieß. Im Jahre 2011 fusionierten UPR und Freiheit und Rechtsstaatlichkeit (WiP) zum KNP.
„Politclown“ mit geringen Chancen
Seine politischen Ansichten bleiben seit Jahren unverändert: Korwin-Mikke tritt für eine „reine“ Marktwirtschaft ohne staatliche Interventionen ein. Außerdem ist er Gegner der Europäischen Union und Befürworter der Todesstrafe. Aufgrund seiner Ansichten und Aussagen wird er oft als Exzentriker bezeichnet, die Medien tauften ihn zum „Politclown“. Neben seiner politischen Karriere hat er jahrelang als Sportbridgespieler gearbeitet.
Dank seiner Zielstrebigkeit und trotz der Misserfolge hat er sich paradoxerweise auf der politischen Bühne erfolgreich etabliert. Er kandidiert 2014 zum EU-Parlament und rechnet mit einem Rekordwahlergebnis. Laut einer Befragung von Ende April kommt Korwin-Mikke auf ca. sechs Prozent aller Stimmen.
In seinen leidenschaftlichen Reden hat der libertäre Politiker letztens bekannt gegeben, dass die gesamte politische Klasse eine „Bande von Dieben“ sei und Demokratie dagegen eine Tyrannei der Mehrheit, die man abschaffen sollte. Korwin-Mikke vertritt schon immer extreme Ansichten, aber seine Existenz auf der politischen Bühne schien bisher ziemlich harmlos. Jetzt aber, da er plötzlich mehr Menschen bei seinen Auftritten versammelt, stellen sich politische Analysten die Frage, inwiefern er wirklich Chancen hat in das Europäische Parlament zu kommen. Prof. Janusz Czapinski, ein bekannter Kommentator und Sozialpsychologe, prognostiziert, die Wahrscheinlich sei gering, da Korwin-Mikke’s Anhänger größtenteils nicht politisch aktiv sind. Das wird sich dennoch am 25. Mai erst zeigen.